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Digital In Arbeit

Tinte oder Laser?

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Das moderne papierlose Büro kommt nicht ohne Papier aus. Ganz im Gegenteil. Die Anzahl der in Verwendung befindlichen druk- kenden EDV-Peripheriegeräte war noch nie so umfangreich wie heute, und die Vielfalt der Gestaltungs- möglichkeiten für die Computer- ausdrucke ist größer als je zuvor.

Die Entwicklung der letzten 15 Jahre war durch eine Reihe von Technologieschüben gekennzeich- net, so vor allem durch den Einsatz von hochleistungsfähigen Mikro- prozessoren sowie kundenspezifi- schen integrierten Schaltungen. Die heute verwendeten Computer druk- ker sind in folgende Gruppen ein- zuordnen: Serielle Matrixdrucker,

Seiten-, Zeilen-, Tintenstrahl-, Thermodrucker. Da auch in Zu- kunft mit weiteren kräftigen Zu- wachsraten bei der Peripherie ge- rechnet werden kann, werden die Hersteller noch stärker als bisher in Forschung und Entwicklung investieren.

Mit den folgenden Technologien kann in den kommenden Jahren gerechnet werden, wobei keine der Haupttechnologien (Tinte, Xero- graphie, DOT-Matrix) eine heraus- ragende Einzelstellung erlangen wird. Vielmehr werden diese Tech- nologien nebeneinander bestehen, jede gezielt für ein oder mehrere geeignete Anwendungsgebiete. Die Grundtendenzen zukünftiger Ent- wicklungen sind vor allem auf ap- plikationsspezifische Verbesserun- gen, Farbe, Papiermanagement und kommunikationstechnische Ein- bindung der Produkte konzentriert.

Hier eine detailliertere Betrach- tung der einzelnen Drucktechnolo- gien:

Serielle Matrixdrucker: Serielle Matrixdrucker benutzen eine sehr zuverlässige Technologie. Auch un- ter zunehmendem Druck von ande- ren Technologien wird die Bedeu- tung noch lange erhalten bleiben, jedoch wird sich dieser Markt immer mehr nach den jeweiligen Applika- tionen ausrichten. Die Vorteile dieser Drucker liegen bei den nied- rigen Anschaffungskosten, den geringen Kosten der Betriebsmittel (Farbtuch), dem Bedrucken von Mehrfachformularen und Endlos- papier, Farbdruck und beim uni- versellen Einsatz, auch in nicht büromäßiger Umgebung. Innerhalb des an Stückzahlen abnehmenden Segmentes ergeben sich jedoch weiterhin gute Wachstumsmöglich- keiten für 24-Nadeldrucker im Ge- schwindigkeitsbereich von etwa 250 bis 350 Zeichen pro Sekunde mit Ausstattungen oder Optionen für ein erweitertes Anwendungsspektrum.

Die Nadeldrucker arbeiten grundsätzlich nach zwei verschie- denen Prinzipien. Beim „ballisti- schen" Kopf liegt die Drucknadel in einer Führung und wird auf den Steuerimpuls hin durch Anschlag von hinten beschleunigt und durch Federdruck zurückgesetzt. Bei den ebenfalls heute schon verwendeten und moderneren „stored energy"- Druckköpfen - übrigens keine ja- panische sondern eine deutsche Entwicklung - wird ein Anker, auf dem die Nadel fest sitzt, durch ei- nen Magneten gegen eine Feder unter Spannung gehalten. Beim Steuerimpuls bricht das Magnet- feld zusammen, und der Anker schnellt mit der Nadel nach vorn, bis er wieder magnetisch zurück- geholt wird. Der günstigere Ener- giehaushalt dieser Konstruktion erlaubt schnelleren Druck.

Seitendrucker: Nach Technolo- gien getrennt kann man zwischen elektrofotografischen (Laser, LCS, LED), magnetografischen und io- nengesteuerten Druckern unter- scheiden.

Laserdrucker stellen heute die Majorität dar. Sie liefern auch am Papier den Punkt mit der exakte- sten Rundung, was sich speziell bei Schriften mit größerer Punktanzahl angenehm bemerkbar macht. Der Laserdrucker funktioniert eigent- lich wie ein Fotokopierer, nur daß hier die Trommel mit einem Laser- strahl beschrieben wird, der die Buchstaben wiederum aus Pünkt- chen zusammensetzt. Die hohe Qualität des Laserdruckes kommt aber nicht nur durch die Feinheit des Punktrasters zustande, sondern auch dadurch, daß Ladungsfelder der Punkte ineinanderfließen und die Umrißlinie daher glatter wird. In Zukunft wird der Laserdrucker eine entscheidende Rolle spielen.

LED-Drucker arbeiten anstatt eines Laserstrahls mit Leuchtdio- den. Je eine Leuchtdiode ist einem Punkt am Papier zugeordnet, der Ausfall einer Diode führt daher bereits zu einer sichtbaren Quali- tätsminderung. Während der La- serdrucker vornehmlich im mittle- ren Leistungsbereich seinen Ein- satz hat (zehn Seiten pro Minute) liegt der Einsatz der LED-Drucker eher am oberen Bereich (20 Seiten pro Minute).

LCS-Drucker arbeiten nach demselben Prinzip wie etwa unsere Digitalarmbanduhren, bei denen die Punkte durch Flüssigkristall- steuerung gesetzt werden. Die LCS- Drucker werden in Zukunft eher für den unteren Bereich (um vier Seiten pro Minute) verwendet wer- den. LED- und LCS-Drucker sind sowohl im Geschwindigkeitsbe- reich als auch in der erreichten Auflösung begrenzt. Ionen- und magnetografische Drucker haben ebenfalls begrenzte Auflösungen und sind auch aufgrund der relativ hohen Kosten, aber der sehr großen Robustheit und Belastbarkeit eher als Zeilendruckerersatz langfristig zu sehen.

In weiterer Zukunft gibt es bei

elektrofotografischen Druckern noch genug Potential, die Kosten weiter zu reduzieren, wie etwa dem Wegfall von Hochspannungsele- menten zur Tonerübertragung oder durch mögliche Verfeinerung der Tonerpartikel die Vereinfachung oder den gänzlichen Wegfall von Reinigungsstationen. Farbige La- serdruckwerke werden ebenfalls zunehmend den Markt erobern, da sie im Gegensatz zu Tintenstrahl- druckern Standardtransparentfo- lien bedrucken können. Innerhalb der nächsten drei Jahre wird si- cherlich auch ein erheblicher Preis- verfall hier zu beobachten sein. Fraglich im Moment ist nur, wel- cher Farbgrafikstandard sich durchsetzen wird. Im Augenblick scheint Farb- PostScript die Nase vorn zu haben.

Zeilendrucker: Hier wird zwi- schen Banddruk- kern, Ketten- druckern und Matrixdruckern unterschieden. Banddrucker undKettendruk- ker sind im Aus- sterbenbegriffen und haben nur mehr Nischen- marktbedeu- tung. Sie werden weitgehend durch Zeilen- drucker nach dem Hammer- bankprinzip abgelöst. Hier schlagen Zungen mit erhabenen Punkten aufs Papier, die nach dem Matrixprin- zip gleich ganze Zeilen drucken. Dieses Segment der Computer- drucker ist zwar relativ klein nach Mengen, aber dieses Marktseg- ment hat sich in den neuesten Entwicklungen vor allem durch geringe Lärmbe- lästigung und hohe Ergonomie seinen Platz er- halten.

Tintenstrahl- drucker (InkJet): Diese relativ neue Technolo- gie hatte zu- nächst mit Zu- verlässigkeits- problemen zu kämpfen, da viel- fach die Tinte in

den Düsen bei längerer Betriebs- pause eintrocknete. Diese Mängel wurden in den letzten Jahren beho- ben, und die Geräte gelten nun als sehr zuverlässig.

Das wesentliche Potential bei Tin- tenstrahldruckern liegt in der „Beinahe"-Geräuschlosigkeit und in der kostengünstigen Möglichkeit, Farbdrucke zu gestalten. Bei Fo- lienausdrucken müssen noch im- mer Spezialfolien, die teuer sind, benutzt werden, damit die Tinte auch rasch trocknen kann.

Bezüglich Auflösung stehen die Tintenstrahldrucker den Seiten- druckern (Laserdrucker) um nichts nach, wobei allerdings die erreich- bare Druckqualität sehr stark vom verwendeten Papier abhängt. An

allen diesen Punkten wird in der Forschung gearbeitet, sodaß die zu erwartenden hohen Wachstumsra- ten auf diesem Segment realisiert werden.

Ein wesentlicher Beitrag zum Erfolg der Tintenstrahldrucker liegt darin, daß er auf Normalpapier drucken kann. Dadurch wird er zu einer preiswerten Alternative zum Laserdrucker im DeskTopPublis- hing-Markt (DeskTopPublishing für jedermann).

Thermodrucker: Im unteren Ende eher als Spielzeug gesehen, liegt die Zukunft hier hauptsächlich auch bei der Farbe. Farbausdrucke mit dieser Technologie können sehr hohe Qualität erreichen, und dies scheint auch die Zukunft im Be- reich „still-video" Kameras zu sein, um Farbausdrucke zu bekommen. Für den Bürobereich haben Ther- modrucker wenig Zukunftschan- cen. Um eine entsprechende Druck- qualität zu erreichen, muß Spezial- papier verwendet werden, das aber im Büro nur bei Telefax akzeptiert ist.

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß die Dezentralisierung der Einsatzmöglichkeiten in der Datenverarbeitung es erforderlich macht, die unterschiedlichsten und vielfältigsten Anforderungen der Benutzer zu erfüllen. Daher wird in Zukunft beim Drucker eine ganze Menge in die Elektronik investiert werden, in preisgünstige Seitenbe- schreibungssprachen oder auch in speziell auf die Druckerbedürfnis- se zugeschnittene Chips.

Durch die stark steigenden Stück- zahlen wird für den Anwender die erfreuliche Begleiterscheinung sin- kender Preise gegeben sein.

Der Autor ist Geschäftsführer der Mannes- mann Tally GmbH.

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