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Tragische Groteske
In der Fernsehsendung „Orientierung“ wurde kürzlich der Versuch gemacht, die psychologischen Hintergründe des traditionalistischen Widerstands gegen viele kirchliche Reformen und insbesondere das Verbot der Tridentinischen Messe aufzuhellen. Da fiel manches gescheite. Wort, aber da die entscheidende Frage, die nach der Berechtigung dieses Widerstands, absichtlich ausgeklammert blieb, war alles ins Leere gesprochen. Manche Traditionalisten meinen, mit Erzbischof Le-febvre (Ecöne), daß die neue Liturgie nicht dem überlieferten katholischen Glauben entspreche, sondern ihn verfälsche. Schon während des Konzils hätten häretische Tendenzen die Überhand gewonnen und so diese Entwicklung ermöglicht. .
Wäre es aber wirklich so, dann wäre wohl jeder Widerstand berechtigt! Aber hätte der Erzbischof nicht, mit anderen, die diese Meinung teilten, ihn sofort anmelden und seine weitere Mitwirkung an den Beschlüssen verweigern müssen? Dies ist nicht geschehen und jeder, der damals die Gültigkeit und Rechtmäßigkeit des Konzils anerkannt hat, sollte sich eigentlich auch heute daran gebunden fühlen...?
Tatsächlich hat das Konzil zwar die Liturgiereform beschlossen, zugleich aber den überlieferten Glauben ausdrücklich und immer wieder bekräftigt/
Daß nun, nach Jahren der Erprobung neuer Formen und Texte, die oft weit über das von „Rom“ Zugeflossene hinausging, eine Vielfalt von Meßformen (und canones) erlaubt ist, zugleich aber ein Verbot der Tridentinischen Messe erfolgte, mußte provozierend auf jene wirken, die —■ durch ihr Plädoyer1 für die auch vom Konzil gewünschte Weiterverwendung der lateinischen Sprache — der Einheit den besten Dienst zu leisten glaubten und Fehlinterpretationen aller Art vorbeugen wollten.
Denn daß der katholische Glaube oft durch willkürliche Interpretationen, Abschaffung von Ehrfurchtsgebärden, schiefe Übersetzungen und Verkürzungen der Schriftlesungen gerade um Stellen, die ihn besonders stützen, eher verdunkelt als erhellt wurde, dürfte nachweisbar sein; wenn dann noch gelegentlich moderne Schlagworte, marxistisch orientierte Fürbitten und Texte nichtchristlicher Autoren in den Gottesdienst Eingang gefunden haben, ist der wachsende Widerstand der Frommen begreiflich, die nun zur Selbsthilfe schreiten wollen, da die Obrigkeit versagt zu haben scheint. Wir haben also die tragischgroteske Situation, daß die Einheit der Kirche von denen bedroht ist, die sich seit Jahren am meisten um sie sorgen!
Aber wenn die Kirchenleitung an der Bestätigung des „Pluralismus“ festhält — nicht nur in der Weltr kirche, wo dafür zwingende Gründe vorliegen mögen, sondern auch in jeder Lokalkirche —, dann isp wirklich schwer einzusehen, warum gerade die so vielen in „Fleisch und Blut übergegangene“ Form der Tridentinischen Messe verboten sein soll? Eine Maßnahme, die gewiß der Sorge um die „Einheit“ entspringt, wird zur stärksten Bedrohung eben dieser Einheit! Denn wo man gestern noch „nur“ über eine mehr oder weniger würdige und vollständige Darstellung der Glaubensgeheimnisse stritt, hört man heute bereits den fanatisch-unreflektierten Ruf aller Schismatiker: „Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen!“ — und in diesem Aufruhr gerät Christi Wort in Vergessenheit, der zu den Aposteln gesagt hat: „Wer euch hört, hört mich!“
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