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Tragödie hautnah

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Im Becher, den man der verzweifelnden Antigone reicht, ist Sand. Es gibt keinen Trost für das Mädchen, das gegen den auf Zementierung seiner Herrschermacht ausgerichteten Thebener-könig Kreon aufbegehrt, um - seinem Gewissen folgend - höhere Gesetze zu erfüllen. Mit Margit Garstenson als Kreon und Steffi Kuhnert als Antigone stehen einander in Leander Haußmanns Feststpielinszenierung der Sophoklestragödie zwei Schauspielerinnen gegenüber, die diesen Konflikt mit unerhörter Intensität in Sprache und Gestik über die Rampe bringen.

Diese - eigentlich sehr lange Tafel, an und auf der sich das Geschehen abspielt - ist in der ehemaligen Salz-Sudhalle auf der Halleiner Perner-In-sel hautnah ans Publikum gerückt. Bedrängend nah geht einem denn auch diese „Antigone”, die mit lodernder Lunte, Ventilator-Stürmen, Wasserschleiern, Blut auf dem Tisch, Musikeffekten alle Sinne anspricht.

Bei der von Jürgen Kruse inszenierten „Vorgeschichte” dazu, der Ai-schylos-Tragödie „Sieben gegen Theben” verlor sich das Bedrängende allzu oft in der Unverständlichkeit der Sprache. Wo doch der Chor der Frauen unter Führung der exzellenten Eleonore Zetzsche uns Heutigen so viel zu sagen hat über das entsetzliche Schicksal, das den Bewohnern der eingeschlossenen Stadt - Theben? Sarajewo? droht.

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