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Traum vom Fliegen

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In der Wiener Secession sind Guillaume Bijls Objekte zum Thema „Drang nach Bewegung” und eine Schau 42 internationaler Künstler zu sehen.

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In der Wiener Secession sind Guillaume Bijls Objekte zum Thema „Drang nach Bewegung” und eine Schau 42 internationaler Künstler zu sehen.

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Der 1946 in Antwerpen geborene Guillaume Bijl schuf mit seiner Installation „Der Mensch überwindet Distanzen” im Hauptraum der Wiener Secession eine sehenswerte Zusammenfassung von Objekten des Technischen Museums. Der menschliche Drang nach Bewegung, der unstillbare Traum vom Fliegenkönnen wird anhand ausgewählter Objekte dargestellt.

In den Hintergrund tritt die technische Innovation, die gedankliche Leistung, die beispielsweise notwendig war, um ein Einmann-U-Boot zu bauen. Übrig bleibt die funktionelle Ästhetik von Gegenständen, die keine Scheu vor jenen Objekten haben müssen, die nach künstlerischen Kriterien entstanden sind.

Bijls Installation läßt schmerzhaft erkennen, wie viele Lichtjahre man in Wien von einer gelungenen Präsentation der Geschichte der Technik entfernt ist. Diese Installation könnte auch als Nachhilfestunde so mancher Museologen geeignet sein.

Allerdings - selbst wenn Museologen ihre Anleihen von der Installation des belgischen Künstlers beziehen können, entsteht die Frage, ob eine solche Schau notwendig ist. Gibt es überhaupt noch jemanden, der sich der Schönheit technischer Produkte verschließen kann? Ist der sinnliche Rausch von Geschwindigkeit, von Mobilität bereits ausgeträumt oder kündigt sich tatsächlich dessen Ende an? Während der letzten Jahre haben sich zahlreiche Ausstellungen dem Wahn des Menschen gewidmet, sich beliebig durch den Raum bewegen zu können. Und so dominiert der Eindruck, daß es sich um eine Ausstellung handelt, die der Ästhetik huldigt.

Außerdem präsentiert die Wiener Secession die Schau „Vienne-se Story”. Kunstwerke von 42 Künstlern aus 14 Ländern werden als „Ausdruck der Offenheit” gezeigt. Doch der Besucher sei gewarnt, der Trip durch die Hallen wird zur Enttäuschung: Da lehnt ein Besen an der Wand, hängen ein paar Kleidungsstücke inmitten von strahlendem Weiß, tickt es im Klimt-Raum.

Als erläuternden Hinweis auf die persönlichen Untersuchungen der gleichsam metaphorisch Ausstellenden gibt es einen dicken Katalog, der den kunsttheoretischen Diskurs der letzten dreißig Jahre wiederholt. Außer Halbwahrheiten und längst Bekanntem nichts, was man wirklich wissen müßte.

Guillaume Bijl/Viennese Story.

Wiener Secession, 1010 Wien, Friedrichstraße 12. Bis 2). Jänner 1994, Di bis Fr 10 bis 18, Sa. So 10 bis 16 Uhr.

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