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Treffen der Stars

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Das Festival de Musique — Vevey“ fand heuer zum 30. Male statt. Obwohl dem Festspieldirektor (dem auch in Wien anerkannten Markhe-vitch-Schüler Rene Klopfenstetn) alljährlich nur ein Budget von rund fünf Millionen Schilling (700.000 Franken) zur Verfügung steht, brachten die Festwochen 1975 gerade heuer ein sehr beachtliches Spektrum von rund 30 Veranstaltungen, die durchwegs sehr gut besucht waren. Infolge günstiger Tourneekonstellationen gab es zum Jubiläum immerhin sieben große Orchesterkonzerte. Drei der Gastorchester kamen von weither nach Montreux: das Moskauer Philharmonische Orchester (unter Kyrill Kon-drashin), das Cleveland Symphony Orchestra (unter Lorin Maazel) und (für die beiden Anschlußkonzerte) das Osaka Philharmonie Orchestra (unter Takashi Asahina). All£ drei Klangkörper sind auf ihrer gegenwärtigen Europa-Tournee (die für die japanischen Musiker die erste überhaupt darstellt!) auch in Wien zu Gast; daher erübrigt sich eine nähere, detaillierte Kritik.

Interessant für alle Freunde romantischer Musik waren auch die drei Abende, an denen das Symphonieorchester des Norddeutschen Rundfunks Hamburg unter drei grundverschiedenen Dirigententemperamenten mit je einem internationalen Virtuosen zusammenwirkte: unter Stanislaw Skrowaczewski mit Henryk Szeryng beim TschatJcoiuslci-Violinkonzert, mit Rene Klopfenstein und Philippe Entremont bei Beethovens 4. Klavierkonzert, und unter dem Chefdirigenten Moshe Atzmon mit Bruno Leonardo Gelber beim 2. Brahms-KIavierkonzert. Die symphonischen Hauptwerke waren daneben Dvöraks „Siebente“, Schuberts „Neunte“ und die „Erste“ von Brahms. Damit war dem Motto „Cycle symphonique romantique“ noch nicht Genüge getan; die Musiker aus Cleveland. Moskau und Osaka taten ein übriges mit der Wiedergabe von Tschaikowskys „Fünfter“ und „Sechster“, Schumans „Vierter“ und der „Phantastischen Symphonie“ von Berlioz. Drei Standard-Klavierkonzerte (das „Dritte“ von Beethoven, Schumans a-Moll-Konzert und das „Erste“ von Chopin) ergänzten das sozusagen „todsichere“ Programm.

International gemischt waren die Ensembles, die für Kammerorchesterkonzerte und für Kammermusikabende zur Verfügung standen. Das Bach-Orchester des Leipziger Gewandhaus-Orchesters spielte im

Bach-Zyklus drei Brandenburgische Konzerte (Nr. 1, 4 und 5) und die 4. Ouvertüre. Das westdeutsche Con-sortium Classicum sprang für das Wiener Bläserquartett erfolgreich ein. „I Solisti Veneti“ unter Claudio Scimone bestritten gleich drei aufeinanderfolgende Abende, deren Höhepunkt die Mitwirkung von zwei Flötisten, der Gattin Scimones und des französischen Meisters Jean-Pierre Rampal, bedeutete.

Die „English Sinfonia“ unter Ne-ville Dükes überzeugte mit Barock und Wiener Klassik. Das (Ost-)Ber-liner SusJce-Streichqartett präsentierte an zwei Abenden ein gediegenes klassiches Programm, aus dem Bartöks 3. Quartett gleichsam als erratischer Block herausragte), und bei dem auch der Wiener Symphoniker Prof. Fritz Händschke mitwirkte. (Mozart: PV 516.) Das Pariser Ensemble „Les Menestriers“ bemühte sich redlich um die Meisterwerke spätmittelalterlicher Komponisten. Mit einem Mozart-Schubert-Schuman-Programm brillierte das häufig in Montreux gastierende New Yorker Beaux-Arts-Trio. Geistliche Musik von Palestrina bis zu zeitgenössischen Schweizer Kompositionen als Uraufführungen brachte der Chor von Radio-Television Suisse Romande zu Gehör.

Der vielseitige Musiker und Organist Prof. Kurt Rapf, seit 1970 auch Musikreferent der Stadt Wien, leitete mit zwei Orgel-Recitals in der Kirche Saint-Martin zu Vevey den insgesamt siebenteiligen Zyklus ein, der ausschließlich Werken von J. S. Bach vorbehalten war. Kurt Rapfs Kollegen waren der blinde Pariser Gaston Litaize und die beiden Schweizer Organisten Georges Athanasiades und Lionel Rogg. Der Bach-Zyklus wurde abgerundet durch einen Duo-Abend von Leonid Kogan und Karl Richter.

Neben der Vergabe des „Prix , Mondial du Disque de Montreux“ verdient die Mitwirkung der Came-rata academica des Salzburger Mozarteums unter Rene Klopfenstein; lobende Erwähnung, da das Ensemble maßgeblich an den Schlußkonzerten des Clara-Hasfcil-Klavier-wettbewerbes beteiligt war. Der erste Preis des von Luzern an Montreux abgegebenen Wettbewerbs wurde von der Jury des „Concours Clara Haskil“ unter Vorsitz von Roger Aubert, Genf, dem erst 20jäh-rigen Pianisten Michel Dalbertq zugesprochen.

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