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Trend gegen System mit zwei Parteien
Das Gejammer der SPD und der Grünen, die Bundesrepublik Deutschland werde immer schwärzer, hat keine Uberzeugungskraft mehr angesichts der Wahlentscheidungen in Rheinland-Pfalz und Hamburg vom vergangenen Sonntag.
Die CDU in Rheinland-Pfalz, die seit 1971 die absolute Mehrheit im Landtag hatte, verlor doch empfindlich an die FDP und die sogenannten freien Wählergemeinschaften. Bernhard Vogel, Bruder des SPD-Fraktionsvorsitzenden Hans Jochen Vogel, wird in Hinkunft mit der FDP in Mainz regieren müssen. Ein Trost mag für ihn sein, daß die SPD leicht verloren hat, und daß die Grünen vom dritten auf den vierten Platz rutschten. Der Grund für den Verlust der CDU von nahezu sechs Prozent-Punkten dürfte vor allem in der schwierigen Lage der Bauern liegen.
Ob die jüngste Abrüstungsund Raketendiskussion inner-
halb der Bundesregierung ebenfalls Auswirkvmgen hatte, kann so eindeutig nicht beantwortet werden. Sicher ist, daß Rheinland-Pfalz hier besonders sensibel ist: in der Eifel und im Huns-rück befinden sich zahlreiche Garnisonen der Amerikaner, Franzosen und der Bundesrepublik mit einigen Militärflughäfen und Raketenbasen.
In Hamburg ist die „Unregier-barkeit" beendet. Bei den Wahlen Ende 1986 konnte die CDU eine knappe relative Mehrheit vor der SPD erreichen. Der Wahlausgang vom vergangenen Sonntag stellte wieder die für Hamburg normalen Verhältnisse her: die SPD wurde stärkste
Partei, erreichte jedoch nicht wie vor 1986 die absolute Mehrheit.
Da seit neun Jahren die FDP wieder in die Bürgerschaft einzog, kommt es seit 1982 erstmals wieder zu einer sozialliberalen Koalition in einem Bundesland, die aber kaum bundespolitische Auswirkungen haben dürfte.
Uberraschend war das schlechte Abschneiden der GAL in Hamburg, die gegenüber 1986 etwa ein Drittel der Stimmen einbüßte. Die Diskussionen um die Vorstandswahl Anfang Mai, wo ausschließlich Vertreter des fundamentalistischen Flügels zum Zug kamen, dürfte sich hier und auch in Rheinland-Pfalz negativ ausgewirkt haben.
Es wird immer schwerer für eine Partei, in einem Land die absolute Mehrheit zu erhalten, was einen Tend weg von einem System mit zwei dominanten Parteien bedeutet.
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