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TVA-Modell auf Österreich nur bedingt übertragbar

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In Österreich Ist die Diskussion um die sogenannte „Verbraucher-orien-tierte“ Energiepolitik, basierend auf den Thesen David Freeman's, ehemaligem Vorstandsdirektor der Tennessee Valley Authority (TVA), voll entbrannt. Hauptargument Freeman's: Es ist wirtschaftlich sinnvoller, Energie einzusparen, als neue Kraftwerke zu bauen.

Die TVA startete 1976 ein Stromsparprogramm mit dem Ziel, In den Sektoren Haushalt und Gewerbe einzusparen. Das Unternehmen engagierte 300 Energieberater, arbeitete Sanierungskonzepte für die Kunden aus und gewahrte Kredite für die Verbesserung der Wärmedämmung der Wohnhauser. Die Kredite mußten nach der Sanierung ratenweise mit der Stromrechnung zurückgezahlt werden. In vielen Fällen ergaben sich durch den geringeren Stromverbrauch auch niedrigere Energiekosten. Das Modell der TVA ist nur bedingt auf Österreich übertragbar:

1. Der immer behauptete Rückgang der Stromabgabe im Versorgungsgebiet der TVA ist In erster Linie auf die Abwanderung der stromintensiven Großindustrie zurückzuführen. Der Strombedarf der Haushalte stieg Im Zeitraum 1979 bis 1985 trotz der Sanierungsmaßnahmen um insgesamt 4,5 Prozent, während die Stromabgabe an die Industrie um 35 Prozent zurückging. Insgesamt also ein Rückgang von 12 Prozent.

2. Der Erfolg der Kampagne war insofern vorprogrammiert, als rund 40 Prozent der Haushalte eine Elektroheizung und -kühlung, 80 Prozent eine Klimaanlage besitzen. Mittels Wärmedämmungsmaßnahmen ließen sich daher hohe Einsparungen erzielen. Die thermische Qualität der Gebäude ist In Österreich besser, die marginalen Einsparungseffekte sind daher weit geringer als im Versorgungsgebiet der TVA.

3. Der durchschnittliche Stromverbrauch pro Haushalt In Österreich liegt bei rund 3500 Kilowattstunden pro Jahr, er ist damit etwa dreieinhalbmal niedriger als in den von der TVA versorgten Haushalten.

4. Energiesparen Ist nicht gleich Stromsparen. Nachfrageorientierte Maßnahmen haben nur In begrenztem Umfang eine Reduktion des Verbrauches an Elektrizität zur Folge. In vielen Fällen bedingen Energiesparmaßnahmen sogar einen höheren Strombedarf (Wärmepumpen, Regelungs- und Überwachungssysteme zur Optimierung des Einsatzes der Energieträger usw.).

Das heißt also, der bei der TVA erfolgreichste Teil des Sparprogramms wird in Österreich nicht realisierbar sein, well der Anteil elektrisch geheizter bzw. klimatisierter Wohnungen wesentlich kielner ist und zweitens von vornherein eine bessere Isolierung - bedingt durch die klimatischen Verhältnisse - gegeben Ist.

Dies soll aber nicht heißen, daß das Sparpotential bereits ausgeschöpft ist. Verbesserte Wärmedämmungen brächten Einsparungen von Öl, Kohle und Gas.

Die E-Wirtschaft weist seit Jahren auf den sparsamen Umgang mit Energie hin. Die Landesgesellschaften haben zu diesem Zweck Energieberatungsstellen eingerichtet. • Eine Information der Verbundgesellschaft

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