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Uberleben im Wüstensand
Fünf Wochen nach Beginn des Golfkrieges scheint für die Alliierten unter Führung der USA eine Bodenoffensive zur Befreiung Kuweits aus mehreren Gründen unausweichlich. Dem Gemetzel im Wüstensand sind die Oberbefehlshaber der Aktion Wüstensturm bisher - militärisch sinnvoll und logisch - aus Furcht vor zu großen Verlusten, die zu politischen Konsequenzen in den USA führen könnten, ausgewichen.
Der Irak hat nach Angaben der Alliierten 800 von 2.870 gepanzerten Personentransportern, 1.100 von 3.110 Artilleriegeschützen und 1.300 von 4.280 Panzern verloren.
Ein Drittel der insgesamt etwa 700 irakischen Flugzeuge ist außer Gefecht, die wichtigsten Brücken über Euphrat und Tigris sind zerbombt, 1.325 Irakis befinden sich in alliierter Kriegsgefangenschaft, die meisten von ihnen Überläufer. Nach letzten Informationen sollen an die 70.000 irakischen Soldaten bei den gewaltigen B-52-Bomber-angriffen getötet worden sein. Die Zahl der Zivilopfer wird von amerikanischen Beobachtern auf 6.000 bis 7.000 geschätzt. Dazu kommen die Hunderten von Ziviltoten im zerstörten Luftschutzkeller bei Bagdad vergangene Woche.
Die militärisch verheerende Lage des Irak Saddam Husseins, die bevorstehenden Sandstürme, der kommende Fastenmonat legten den Amerikanern die Einleitung der Bodenoffensive, bei der auch ein Giftgaseinsatz seitens der Iraker befürchtet wird, nahe. Der vielleicht wichtigste Grund für den Beginn des Bodenkrieges liegt nach Beobachtern in dem, wovor Pentagon-Politiker seit Oktober des Vorjahres warnen: in einem „gefährlichen Frieden”, in einem Abzug Saddams aus Kuweit bei gleichzeitigem Weiterbestehen seines diktatorischen, die Region und die Welt bedrohenden Regimes. Ein „Alptraum-Szenario” hat man das genannt.
Moskau sieht das anders. Bei aller Deutlichkeit, daß der Irak Kuweit verlassen muß, bietet Gorbatschow dem Diktator ein Überlebensszenario an, dessen Annahme durch die USA zur Verhinderung der Bodenoffensive in letzter Minute sehr fraglich ist.
Immer fraglicher wird damit auch, ob die Amerikaner der Region ihren Sicherheitsstempel werden aufdrücken können. Auch nach dem Golf krieg ist keines der vorher schon bestehenden Probleme gelöst. Die Frage ist jetzt die, ob die Nahost-Nachkriegsordnung mit oder ohne Hussein errichtet wird.
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