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„Uberproduktion" an den Universitäten?

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In zehn Jahren wird es ein „Zusatzangebot" von mehr als 50.000 Absolventen der Universitäten geben, prognostiziert die Arbeitsmarktanalyse, die Prof. Werner Clement für 1990 erstellt hat. Man erinnert sich: 1963, am Beginn der „Bildungsexplosion", sagte eine ähnliche Studie, der erste OECD-Bericht über Österreichs Bildungswesen, einen Fehlbestand von ebenso vielen Akademikern für 1975 voraus.

Hat der Alarm von 1963 so aufrüttelnd gewirkt, daß die „Produktion" von Akademikern so rasch den gefürchteten Engpaß zu.

überwinden vermochte? So intensiv, daß der Kessel überkochte und nun gebremst werden sollte?

Prognosen haben den Sinn auszurechnen, was geschehen würde, wenn es so weiterginge wie... Schon diese Erkenntnis wirkt regelnd, was nicht heißen soll, daß Schlußfolgerungen, daß Maßnahmen überflüssig wären.

Die Voraussage, daß nicht alle Hochschulabsolventen einen ihrer Ausbildung adäquaten Arbeitsplatz finden würden, hat in anderen Ländern zum Schluß geführt, den Zugang zur Hochschule durch- Aufnahmsprüfungen, durch Aufnahmsbeschränkungen zu bremsen. In Österreich herrscht weitgehende Einigkeit darüber, daß der Numerus clausus keine befriedigende Lösung darstellt.

Um so mehr muß frühzeitig begonnen werden, den jungen Menschen über seine Möglichkeiten und Chancen aufzuklären, um ihm Fehlleitungen und damit verbundene Enttäuschungen zu ersparen. Soweit diese Aufklärung die zu erwartenden Chancen auf dem Arbeitsmarkt betrifft, wäre sie Sache des Sozialministeriums und der Wirtschaft, die selbst größtes Interesse an einem bestmöglich ausgebildeten

Nachwuchs hat

Soweit aber vorher noch über das Studienangebot und seine Anforderungen aufgeklärt werden muß, um den Suchprozeß am Beginn des Studiums zu verkürzen, wäre es Aufgabe des Wissenschaftsministeriums und der Hochschulen selbst - und diese sind auch, wie ihr oberster Funktionär verkündete, bereit und willens, diese Informationsaufgabe zu erfüllen.

Bodenkultur-Rektor Manfried

Welan, Vorsitzender der Rektorenkonferenz, kündigte für das Frühjahr wieder eine Aufklärungskampagne derHochschulen in dieser Richtung an. Im Vorjahr stellten sich die Universitäten in ihrer ganzen Breite dem Publikum dar. In diesem Jahr werden es vielleicht nur einzelne sein, die speziell auf ihren Sektor unter den 250 verschiedenen Hoch-schul-Studienmöglichkeiten in Österreich aufmerksam machen sollen.

Denn die befürchtete „Uberproduktion" betrifft keineswegs >He Unjysspitäten.". im ..ganzen, -1-—

sondern bestimmte Fächer. Der ganze technische Bereich (mit wenigen Ausnahmen) sucht noch Nachwuchs. Das gilt vor allem für die Ingenieurwissenschaften und die Montanistik. Und das betrifft auch die späteren Arbeitsmöglichkeiten.

Die Universitäten wollen nun im Detail erforschen und bekanntgeben, wo noch Bedarf besteht, wo noch Nachwuchs gebraucht wird, wo Studenten noch wenig frequentierte Veranstaltungen finden. Die Aufklärung ■ soll schon im Gymnasium, in den berufsbildenden höheren Schulen einsetzen. Hierzu will man mit den Elternvereinen zusammenarbeiten.

Aber haben die Alarmmeldungen vergangener Monate über angeblich drohende Akademikerarbeitslosigkeit nicht ohnehin bereits ihre Wirkung gehabt? Die Inskriptionszahlen dieses Studienjahres weisen zwar gegenüber dem Vorjahr einen durchschnittlichen Zuwachs von acht Prozent auf. Aber an der Mehrzahl der Universitäten liegen die Zuwachsraten deutlich unter jenen des Vorjahres.

Die Untersuchungen werden noch spezialisiert werden müssen, um den Trends besser nachgehen zu können. Die Information wird trotzdem verstärkt werden müssen, schon frühzeitig. Sie wird auch klarstellen müssen, daß ohne Begabung und Leistung -und ohne entsprechende Basis in der Mittelschule - der Besuch der Universität hoffnungslos wird. Und es wird mehr noch als bisher bewußt werden müssen, daß das Abschlußdiplom der Universität keinen Rechtsanspruch auf die spätere Hofratspension einschließt.

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