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Überalterung Europas

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Erhöhte Lebenserwartung, Babyboom, Pillenknick, eine gesteigerte Mobilität der Bevölkerung xm Inland und Einwanderungswellen ausländischer Gastarbeiter haben Zahl und Struktur der europäischen Bevölkerung erheblich verändert.

Die mittlere Lebenserwartung ist von 1950 bis 1980 um sieben Jahre, von 65 auf 72 Jahre, gestiegen. Dieser Anstieg ist auch vom starken Rückgang der Säuglings- und Kindersterblichkeit beeinflußt. Diese ist in den letzten Jahren um 75 Prozent verringert worden. In Skandinavien und in den Niederlanden kommen sogar nur mehr sieben bis acht Todesfälle der unter Einjährigen auf 1000 Geburten.

Sofort nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erfolgte in den meisten europäischen Ländern ein kräftiger Anstieg der Geburten. In den sechziger Jahren steigerte er sich zu einem richtigen „Babyboom”. 1965 bis 1975 trat dann fast überall eine drastische Abnahme der Geburtenrate ein, für die es im Vergleich zu früheren Friedenszeiten keine Parallele gibt.

Von diesem Abfall der Fruchtbarkeit werden auch die Völker Südeuropas, besonders Italien, Spanien und Portugal betroffen. Nur Griechenland bleibt von diesem Phänomen unberührt.

Seit 1975 ist der Geburtenrückgang in den meisten Ländern wieder gesunken. In einigen kann eine Stabilisierung, in Finnland,

Ein Symposium des Internationalen Rats für Soziale Wohlfahrt beriet die Veränderung der Bevölkerung Europas seit 1950. Die wichtigsten Aspekte im folgenden Beitrag.

England, Wales und Frankreich sogar eine leichte Zunahme der Geburten festgestellt werden. Die Fruchtbarkeit wird in den meisten europäischen Ländern bis zum Jahr 2000 steigen, weil der Babyboom der sechziger Jahre sich insofern auswirkt, als die Zahl der jungen Frauen im gebärfähigen Alter zunimmt.

Aus ländlichen Gebieten hat es in den letzten Jahrzehnten eine stark erhöhte Abwanderung zu den Städten gegeben. Die Entstehung industrieller Ballungszentren hat diese Bewegung, vor allem bei der jüngeren Bevölkerung, stark gefördert.

Diese Entwicklung hat zu einer beträchtlichen Veränderung der Bevölkerungsstruktur der verlassenen Wohngebiete geführt: Dort ist der Anteil der älteren Bevölkerung stark gestiegen. In den letzten Jahren hat allerdings die Abwanderung in die Städte abgenommen. Das Reservoir der abwanderungsbereiten Menschen ist geschrumpft. Zudem bricht sich in der Jugend die Erkenntnis Bahn, daß das Leben auf dem Lande einfacher, billiger, natürlicher und gesünder ist.

In den letzten 30 Jahren hat geradezu eine Völkerwanderung von Südeuropa in die Industrieregionen Europas stattgefunden. Sie wurde durch den wirtschaftlichen Aufschwung der sechziger und frühen siebziger Jahre ausgelöst. Die wirtschaftliche Depression hat zwar in den letzten zehn Jahren zu einem Einwanderungs- stop geführt, es verblieben aber Millionen Gastarbeiter in Europa, oft mit ihren Familien: vier Millionen in Westdeutschland und Frankreich, nahezu eine Million in Belgien und in der Schweiz, eine halbe Million in den Niederlanden, Schweden und in Österreich.

Nach einem Vorhersagemodell der UNO wird sich in Europa der Anteil der über Sechzigjährigen von 13 Prozent im Jahre 1950 auf 20 Prozent im Jahr 2000 erhöhen, der Anteil der unter Zwanzigjährigen von 34 auf 27 Prozent verringern. Der Anteil der Bevölkerung im Erwerbsalter wird also stabil bleiben (rund 53 Prozent).

Bemerkenswert ist, daß sich vor allem der Anteil der über Fünf- undsiebzigjährigen mehr als verdoppeln wird: Von 2,7 Prozent im Jahr 1950 wird er auf 5,6 Prozent im Jahr 2000 steigen. Zwei Drittel dieses sehr alten Bevölkerungsteils werden Frauen sein.

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