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Digital In Arbeit

Umgang mit Computern

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Mit 70.000 Personal-Computern hat sich der Absatz 1984 gegenüber 1983 verdoppelt. Am Beginn versteht man allerdings nur Bahnhof, wenn das Super-ding vor einem steht.

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Mit 70.000 Personal-Computern hat sich der Absatz 1984 gegenüber 1983 verdoppelt. Am Beginn versteht man allerdings nur Bahnhof, wenn das Super-ding vor einem steht.

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Strahlender Wintermorgen. Blauer Himmel. In dem flachen Gebäude des Computer-Herstellers Hewlett Packard gegenüber der berüchtigten Rennbahnsiedlung der Gemeinde Wien im 22. Bezirk haben sich ungefähr zehn

teils verschlafene, im großen und ganzen aber frohgemute Personen vor der Tür des Schulungsraumes elf versammelt.

Nur eines verbindet die fachsimpelnden Aktenkoffer-Träger: Sie alle wollen oder werden in Kürze den im Frühjahr bei der „ifabo"-Büromaschinenmesse präsentierten Personal-Computer HP 150 anschaffen.

In dem hellen, kahlen Raum stehen die sechs Maschinen, und schon ist Werner Wieseneder, der Seminartrainer, zur Stelle, der die Wißbegierigen zunächst einmal mit einer Flut von interessant klingenden Wörtern zudeckt. Da schwirrt es nur so von „Interface" und „Think Jet", von „Diskettenstation" und „Winchester".

Man fühlt sich wie Florian auf der wundersamen Reise durchs chinesische Wörterbuch und kann einmal mehr das Phänomen des EDV-Freaks studieren.

Diese sich ständig vergrößernde Menge von „Freunden der Datenverarbeitung" (Das Wort

„Freak" ist damit nur unzureichend übersetzt) hat den Computer „integriert". Wenn man auch nicht vergessen darf, daß sie mit ihrer Unermüdlichkeit und ihrer Begeisterung Wegbereiter des Fortschritts sind, so nerven sie den Laien doch mitunter kräftig, weil sie stur darauf beharren, daß man sich ihrer Begeisterung uneingeschränkt anschließen muß, was sie einem erschweren, indem sie unverständliche Wörter durch andere unverständliche Wörter erklären. Je nach Vorbildung, mit Fru-

stration oder bemühtem Interesse lauschen die Zuhörer, bis nach einer Stunde der zweite Seminartrainer, Michael Mangold, den Raum betritt. Nun klärt sich das Bild etwas. Man erfährt, daß der Computer aus drei Kommunikationsebenen besteht; der Maschinensprache, die nur aus Nullen und Einsen besteht, dem Betriebssystem, das für einen reibungslosen Ablauf der Funktionen in der Maschine sorgt und die Anwendersoftware, die für den Benutzer wichtig ist. Zu letzteren zählen ebenso Computerspiele

wie Lohnverrechnungsprogramme.

Man erfährt nun, welche Knöpfe zu betätigen sind, und besonders Unbedarfte werden getröstet: „Im allgemeinen dauert es mehrere Tage, bis man das Wichtigste im Griff hat."

Es ist daher auch wenig sinnvoll, diesen unentgeltlichen Einführungskurs zu besuchen, wenn man nicht demnächst beabsichtigt, eines oder mehrere der Geräte zu erwerben. Weiterführende Seminare, für Textverarbeitung etwa, müssen bezahlt werden.

Die EDV-Firmen sind Meister in der Werbung. Dadurch kann man leicht Wesentliches übersehen, etwa, daß den 70.000 heuer verkauften Personal-Computern eine Gesamtzahl von 2,7 Millionen unselbständig Erwerbstätigen gegenübersteht. Außerdem ist ein Großteil der „Mikros" Heimcomputer. Diebold & Parisini, führendes Beratungsunternehmen in der Informationstechnologie, schätzt, daß rund 58.000 Personal-Computer in die unterste Preisklasse (bis zehntausend Schilling) fallen.

Diese werden wenig für den kommerziellen Bereich genützt.

Die Preisturbulenzen auf dem Markt sind durch den Preisverfall und das Eindringen vieler neuer Anbieter nach wie vor groß.

Für 1985 rechnen Diebold & Parisini mit einer erneuten Verdoppelung der Verkaufszahlen. Auch sind jetzt alle für Österreich bedeutenden Firmen wie IBM, Hewlett Packard, Philips, Sperry mit eigenen Kleingeräten auf dem Markt.

Der Aufstieg des „PC" (Personal-Computer) wird sich also fortsetzen! wenn auch vielleicht nicht so schnell, wie die Hersteller dies wahrhaben möchten.

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