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Umkehr

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In der Instruktion der Glaubenskongregation über die christliche Freiheit und Befreiung hat, wie schon einmal in dieser Kolumne ausgeführt wurde, das „Drama der Sünde“ mit all seinen Auswirkungen auf das persönliche und soziale Leben eine zentrale Stellung. Konsequent handelt der Abschnitt III im dritten Kapitel, der den Titel „Christliche Befreiung“ trägt, ausschließlich von der Befreiung von Sünde und Tod.

Bezeichnenderweise wird in diesem Teil auch nicht vom befreienden Wirken Jesu bezüglich Krankheit und Leid der Menschen gesprochen, sondern nur von seinem Tod am Kreuz und, seiner Auferstehung. „Christus hat uns vor allem durch die Kraft des Ostergeheimnisses befreit. Durch seinen vollkommenen Gehorsam am Kreuz und die Herrlichkeit seiner Auferstehung hat das Lamm Gottes die Sünde der Welt hinweggenommen und uns den Weg zur endgültigen Befreiung eröffnet“ (Nr. 51).

Diese Befreiung durch Christus bringt für den Menschen, der glaubt, Rechtfertigung und Versöhnung mit Gott. Diese Versöhnung mit Gott hat dann auch soziale Auswirkungen. „Wenn wir mit Ihm versöhnt sind und den Frieden Christi empfangen, den die Welt nicht geben kann, sind wir dazu berufen, unter allen Menschen Baumeister des Friedens zu sein“ (Nr. 52).

Die Befreiung durch Jesus Christus bringt die Freiheit zum Guten: „Wir sind befreit von der ungeordneten Liebe zu uns selbst, der Quelle für die Mißachtung des Nächsten und für gewalttätige Beziehungen unter den Menschen“ (Nr. 53); und sie befähigt zur Gottes- wie auch zur Nächstenliebe.

,J3ie Liebe des Evangeliums und die Berufung zur Kindschaft Gottes, zu der alle Menschen berufen sind, haben die direkte und verpflichtende Forderung zur Folge, jedes menschliche Wesen in seinen Rechten auf Leben und Würde zu respektieren ... Die schlimmen Ungleichheiten und die Unterdrückungen aller Arten, die heute Millionen von Männern und Frauen treffen, stehen in offenem Widerspruch zum Evangelium Christi und können das Gewissen keines Christen gleichgültig lassen“ (Nr. 57).

Die Glaubenskongregation will die Aufmerksamkeit auf die Fundamente lenken. Es geht nicht allein um den Streit: Was ist wichtiger: Die Umkehr des Herzens oder die Veränderung der Strukturen? Eine andere Frage geht dieser voraus: Wer und was befähigt zur Umkehr des Herzens und zur Veränderung der Strukturen? Welchen spezifischen Beitrag leistet hier der christliche Glaube?

Neunter Teil einer Serie zur „Instruktion über die christliche Freiheit und Befreiung“ der römischen Glaubenskongregation.

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