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Umstrittenes Haschisch

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Während in den späten sechziger Jahren Haschisch mit ein Symbol für die auftretende Protestbewegung war, hat sich heute der Konsum dieses Cannabis-Produktes vor allem auf jugendliche Mittelschichten verlagert. Die einen verharmlosen und weisen darauf hin, daß es keinerlei physische Abhängigkeit hervorrufe und daher einer legalen Freigabe nichts im Wege stünde, die anderen werfen es in einen Topf mit „harten" Drogen. Eine internationale Tagung des Aiiton-Proksch-In-stitutes in Kalksburg, das für die

Rehabilitierung Alkohol- und Drogenabhängiger sorgt, sollte Klarheit. schaffen.

Prof. Ambros Uchtenhagen, von der psychiatrischen Universität in Zürich: „Nach Vorliegen neuerer Untersuchungsergebnisse kann heute festgehalten werden, daß erhebliche Schädigungen des Organismus - soweit das heute zu beurteilen ist - selten sind. Haschisch kann zu mäßiger psychischer Abhängigkeit führen, doch ist dieses Abhängigkeitspotential und die Fähigkeit, soziale und psychische Folgen zu verursachen.deutlichschwächer als im Vergleich zu anderen Drogen.

Diese vorsichtige Verharmlosung lehnt der türkische Pharmakologieprofessor Sükrü Kaymakealan ab. Er führte ein Experiment mit Eseln durch, indem er ihnen regelmäßig Injektionen mit dem Cannabisstoff DHC verabreichte. Seine Schlußfolgerung: „Bei Eseln bewirkt das Ende der automatischen Injektion ein typisches Entzugssyndrom ...".

Damit vergleicht er indirekt die Wirkung des Stoffes Cannabis mit jener der Opiate, die als „harte" Drogen gelten. „Vom Blickwinkel der Volksgesundheit", faßt er zusammen, „scheint es, daß die Abhängigkeit von Cannabis jener von Alkohol und Nikotin entspricht. Doch sind vom pharmakologischen Standpunkt die charakteristischen Merkmale der Cannabisabhängig-keit den Merkmalen der Opiatabhängigkeit ähnlicher, daher sollte Cannabis nicht als .weiche' Droge bezeichnet werden."

Die Frage der Schädlichkeit scheidet die wissenschaftlichen Geister. Dabei steht die Hanfpflanze Cannabis mit ihren Derivaten Haschisch und Marihuana nicht erst seit der Studentenrevolution im Mittelpunkt: Schon 1912 wurde im Rahmen der Haager Konferenz die Frage der internationalen Canna-biskontrolle diskutiert.

Ein Ausschuß der UNO nahm schließlich 1954 eine Resolution an, derzufolge Cannabis für medizinische Zwecke nicht mehr zu verwenden sei: Der Ausschuß empfahl den Regierungen, den Gebrauch dieser Mittel so rasch wie möglich einzustellen.

Unabhängig der Schwere der Nebenwirkungen von Haschischkonsum erklärte der Chef der Wiener Suchtgiftfahndung im Sicherheitsbüro, Polizeioberkommissär Werner Keuth in einem Interview, daß, wenn schon Alkohol und Nikotin legalisiert sind, nun nicht auch noch eine dritte Droge frei auf dem Markt erhältlich sein soll.

Als Abschluß der zweitägigen Tagung stand schließlich „Heurigenbesuch" auf dem Programm.

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