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Umwelt rechnet sich

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Immer mehr Anleger wollen wissen, ob ihr Geld „ökologisch sinnvoll“ eingesetzt wird. Raiffeisen versucht mit dem „Umweltfonds“ diesem Bedürfnis gezielt Rechnung zu tragen.

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Immer mehr Anleger wollen wissen, ob ihr Geld „ökologisch sinnvoll“ eingesetzt wird. Raiffeisen versucht mit dem „Umweltfonds“ diesem Bedürfnis gezielt Rechnung zu tragen.

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Bedenken, daß strenge Umweltschutzauflagen die Konkurrenzfähigkeit von Betrieben einengen oder gar das Wirtschaftswachstum gravierend schmälern werden, sind endgültig pass£. Im Gegenteil: Wer kräftig in „grüne“ Bereiche investiert, hat garantiert die Nase vorn. Denn der Umweltschutz gehört zweifellos zu den großen Wachstumsbranchen der neunziger Jahre. Das sagen zumindest die Finanzexperten.

Diese Entwicklung hat viele Ursachen. Einerseits ist der Druck der Öffentlichkeit gewachsen. Die Konsumenten merken, daß sie durch eine gezielte Politik mit dem Einkaufswagen etwas bewirken können. Wenn umweltschädliche Produkte ungekauft in Regalen verstauben, merken die Erzeuger, daß sie sich umstellen müssen („Kauft keine französischen Autos“ hat sogar die Umweltministerin den Autofahrern einmal empfohlen). Andererseits wissen auch die Betriebsherren um ihre Verantwortung: Das Leben auf dieser Erde soll auch für die nächsten Generationen noch lebenswert sein.

Doch nicht nur Konsumenten beginnen sich dafür zu interessieren, wofür sie eigentlich ihr Geld ausgeben. Auch immer mehr Anleger entwicklen diese Sensibilität. Neben Sicherheit und Ertrag zählt bei Anlageentscheidungen vermehrt die ökologische Komponente . Diese Anlegergruppe will ihr Geld auch in jenen Betrieben arbeiten sehen, die den Umweltschutz auf die Fahnen geheftet haben.

Raiffeisen. hat daher als erstes Geldinstitut in Österreich diesem Bedürfnis Rechnung getragen und einen eigenen Umweltfonds geschaffen. Dieser investiert ausschließlich in österreichische und ausländische börsennotierte „grüne Konzerne“. Das sind solche, deren Geschäftstätigkeit eine Verbesserung der Umwelt zum Ziel hat. Und es sind Firmen, die sich den

(Karikatur OH/FAZ)

Verschmutzungsproblemen gegenüber verantwortlich zeigen, noch bevor gesetzliche Bestimmungen die Wirtschaft dazu zwingen.

Zu einer solchen Geschäftstätigkeit gehören:

• die Entwicklung von Umwelttechnologien zur Beseitigung und Verringerung von Schadstoffen;

• Abfallbeseitigung und (Wieder-) Verwertung;

• Energiegewinnung ohne Umweltbelastung;

• Entwicklung von Alternativen zu bestehenden, umweltschädlichen Produkten.

Anteile an diesem Raiffeisen-Umweltfonds sind seit einigen Wochen auf dem Markt. Vertrieben werden sie über die rund 2.500 Raiffeisen-bankstellen in ganz Österreich. Der Erstausgabepreis betrug je Anteil 5.000 Schilling. Der aktuelle Wert wird täglich in den Tageszeitungen veröffentlicht.Derzeit beträgt das Fondsvolumen 110 Millionen Schilling, angepeilt sind für das nächste Halbjahr 200 bis 300 Millionen, die Rendite soll acht bis neun Prozent erreichen.

Das Fondsmanagement beziehungsweise die dafür vorgesehen Raiffeisengre-mien nehmen die ins Auge gefaßten „grünen“ Unternehmen genau unter die Lupe, bevor sie sie endgültig in die Fondsliste aufnehmen. In den USA helfen dabei sogenannte Research Instituts. Diese Institute bewerten die “Umweltfreundlichkeit“ einer Aktie oder Anleihe nach strengen Kriterien. Entspricht sie «icht mehr diesen Richtlinien, fliegt das betroffene Unternehmen aus der „grünen“ Liste.

Im Raiffeisen-Umweltfonds sind-zum Beispiel vertreten: die Allwa-ste Inc., ein US-Spezialist bei der Entsorgung von Industrieabfällen, Reinigung von Tankfahrzeugen und der Beseitigung von AsbeslJ. Weiters Browning-Ferries, die zweitgrößte amerikanische Abfall-Entsorgungsgesellschaft. Sie hat sich erfolgreich auf die Beseitigung von chemischen und festen Müll spezialisiert. OderWaste Management, die als „die“ Umweltschutz-Aktie schlechthin gilt. Dieses amerikanische Unternehmen ist führend bei der Hausmüllbeseitigung beziehungsweise den Bemühungen, aus Abfällen Energie zu gewinnen. Allein in der Entwicklungsabteilung brüten 140 Mitarbeiter über neue Recycling-Methoden für Papier, Glasend Metall.

Mit dabei ist beispielsweise auch das britische Unternehmen Creigh-ton Laboratories, das sich mit der Herstellung von Pflegeprodukten ohne Tierversuche beschäftigt. Oder Sanyo Electric, Japans größter Hersteller von Solarenergiesystemen.

In den Raiffeisen-Umweltfonds wurde auch die EVN aufgenommen, die Energie-Versorgung Niederösterreich AG. Diese Gesellschaft will ihr Kürzel EVN bekanntlich auch als „Energie vernünftig nutzen“ verstanden wissen. Ein Großteil ihrer Investitionen ist bereits in den Ausbau umweltfreundlicher Energie geflossen. Die EVN bemüht sich auch besonders darum, ihre Kunden zum Stromsparen zu animieren.

Umweltschutz kann sich also auszahlen. Nicht nur weltweit für Unternehmen, sondern seit neuestem auch für Anleger.

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