7214515-1992_44_06.jpg
Digital In Arbeit

Umweltfreundlicher Sprit

19451960198020002020

Was tun, wenn die Vorräte an Erdöl geringer werden? Wenn der Getreideüberschuß weiter Exportsubventionen erfordert? Wenn Devisen für Importe von Futtereiweiß aufgewendet werden müssen?

19451960198020002020

Was tun, wenn die Vorräte an Erdöl geringer werden? Wenn der Getreideüberschuß weiter Exportsubventionen erfordert? Wenn Devisen für Importe von Futtereiweiß aufgewendet werden müssen?

Werbung
Werbung
Werbung

Diese und weitere Fragen beziehungsweise die damit aufgezeigten Probleme werden sich nicht von heute auf morgen lösen lassen. Bis etwa auf die Energie aus mineralischem Benzin öder Diesel - wenn überhaupt - verzichtet werden kann, werden wohl Jahrzehnte vergehen.

Hoffnungen werden in das „Gold aus Bauernhand" gesetzt. In den letzten Jahren hat sich beispielsweise das Bild oberösterreichischer Felder gewandelt. Es leuchtet da und dort goldgelb. Auf nunmehr rund 12.000 Hektar Ackerland wird Raps angebaut. Vor zwei Jahren waren es 10.000 Hektar. Raps ist der „Rohstoff für Rapsmethylester, der allgemein nach dem geschützten Namen „BioDiesel" genannt wird. Als Nebenprodukte fallen Rapskuchenschrot - ein anfangs skeptisch betrachtetes, aber inzwischen sehr begehrtes Eiweißfuttermittel -sowie Glyzerin, für das ebenfalls Bedarf besteht, an.

Die „Großproduktion" von Rapsmethylester (RME) wurde erst durch die Errichtung der 90 Millionen Schilling teuren Agrar-Raffinerie in Aschach an der Donau ermöglicht, die Ende August 1990 festlich der Bestimmung übergeben wurde. RME ist Rapsöl, das durch Beimischung von Methylalkohol und Katalysator in seiner Struktur verändert wurde.

Die Ernte von 10.000 Hektar Rapsfläche bringt 10.000 Tonnen BioDiesel, 19.000 Tonnen Rapskuchenschrot und 1.000 Tonnen Glyzerin. Der in Aschach produzierte BioDiesel deckt den Bedarf an Dieselkraftstoff bei weitem nicht. Vor zwei Jahren verbrauchte allein Oberösterreichs Landwirtschaft 60.000 Tonnen Diesel. Der Verbrauch durch Österreichs Agrarier betrug 300.000 Tonnen, der Gesamtbedarf der Dieselkraftfahrzeuge machte 1,4 Millionen Tonnen aus. Heute dürfte er schon bei zwei Millionen Tonnen liegen. Gründer der Aschacher Raffinerie waren die Gaskoks und der Produktenhändler Prochaska & Cie, beide in Wien, sowie die Oberö-' sterreichische Warenvermittlung.

Seit dem 31. Mai 1991 besteht in Oberösterreich ein vorwiegend bei den WV-Lagerhäusern eingerichtetes Tankstellennetz für BioDiesel. Den Bauern wird auch per Tankwagen ins Haus geliefert. Der Preis, der nicht gestützt ist, liegt 20 bis 50 Groschen über dem Literpreis des Mineralöl-Diesels.

Die Umweltfreundlichkeit des BioDiesels war heuer durch eine in Deutschland veröffentlichte Studie in Zweifel gezogen worden; prompt widersprachen deutsche und österreichische Wissenschafter. Etliche Kraftfahrzeuge werden im BioDiesel-Betrieb - jetzt auch im kommenden Winter - getestet. Die Verwendung von BioDiesel wird künftig für Fahrzeuge und Aggregate in Gebieten vorgeschrieben, in denen Gefahr für das Grundwasser besteht, denn BioDiesel wird von Organismen im Boden binnen dreier Wochen zu 98,3 Prozent abgebaut.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung