7060447-1991_34_05.jpg
Digital In Arbeit

Umweltkontrolle aus dem All

19451960198020002020

Beim 20. Weltkongreß der Geologen im Wiener Messepalast präsentierte die Europäische Weltraumorganisation (ESA) die ersten Daten von ERS-1, Europas erstem Fernerkundungssatelliten.

19451960198020002020

Beim 20. Weltkongreß der Geologen im Wiener Messepalast präsentierte die Europäische Weltraumorganisation (ESA) die ersten Daten von ERS-1, Europas erstem Fernerkundungssatelliten.

Werbung
Werbung
Werbung

Am 16. Juli 1991, um 22 Uhr, 46 Minuten und 41 Sekunden startete in Kourou (Französisch-Guayana), die europäische Weltraumfähre Ariane-4 m it dem ersten europäischen Umweltsatelliten an Bord, der nunmehr seit vier Wochen in 785 Kilometer Höhe, alle 100 Minuten, die Erde umkreist.

In Kürze wird er eine wahre Datenflut senden: Allein das Radar (SAT) produziert mehr als 100 Millionen Bits pro Sekunde, was etwa 5.600 Textseiten in der Sekunde entspricht. In Kiruna (Nordschweden) werden die Informationen vorverarbeitet und an die Nutzer verteilt, bevor der Satellit 100 Minuten später mit einer neuen Datenfracht wieder über dem Horizont auftaucht.

Das große Interesse für ERS-1 von seiten der Wissenschafter war nur allzu verständlich, da die aus dem Weltraum gesendeten B ilder und Messungen Aufschluß geben sollen, welche Gefahren unserem Planeten von einer eventuellen Klimaänderung drohen. Mit ERS-1 will man dem „Treibhauseffekt" nachspüren, indem der Satellit auf seiner polnahen Umlaufbahn, jede signifikante Veränderung der Eiskappen festhält.

Die Ozeane, die rund drei Viertel unserer Erdoberfläche bedecken, bergen die meisten Geheimnisse und sind daher für Umwelt- und Klimaforscher von großem Interesse. Die Meeresströmungen, das Ansteigen des Meeresspiegels und die Meeresoberflächentemperatur zu messen gehört daher genauso zu den Aufgaben des Satelliten, wie die erdumspannende Aufzeichnung der Passatwinde, die ungeheure Energien durch die Atmosphäre transportieren.

Für Umweltkontrolle und Wirtschaft von großem Nutzen ist das SAR, ein Radar, dessen Bilder unzählige Informationen auch über eine Vielfalt physikalischer Prozesse enthalten. Anhand der SAR-Aufnahmen von landwirschaftlich genutzten Gebieten lassen sich Kataloge Jahreszeit- Landnutzung erstellen, die Aufschluß über Fruchtbarkeit oder Erschöpfung des Bodens geben. Nach demselben Prinzip werden Aufnahmen von Waldgebieten ausgewertet, um etwa den Bestand an bestimmten Baumarten oder den Schädlingsbefall zu bestimmen.

Daten auch nutzen

Mit ERS-1 wurde aber erst der Anfang gemacht. Ein zweiter ERS soll folgen und die Mitgliedstaateh der ESA (European Space Agency) -darunter auch Österreich - erwägen die Möglichkeit, dann als nächstes Glied in der Kette eine „polare Plattform" einzusetzen.

Dabei sollte jedoch nicht übersehen werden: große Mengen von Umweltdaten allein reichen nicht aus, um die Erde sauberer zu machen. Alles hängt vielmehr davon ab, wie gut die Daten genutzt und welche Konsequenzen seitens der zuständigen Politiker gezogen werden.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung