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Umweltschutz von allen Seiten behandelt

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Umwelt- und Naturschutz sind derart komplexe Gebiete, in die zahlreiche, oft nicht in engem Zusammenhang stehende Zweige der Wissenschaft hineinspielen, daß sie in ihrer ganzen Breite nur auf der Basis der Interdisziplinarität lehr- und forschungsmäßig erfaßt werden können.

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Umwelt- und Naturschutz sind derart komplexe Gebiete, in die zahlreiche, oft nicht in engem Zusammenhang stehende Zweige der Wissenschaft hineinspielen, daß sie in ihrer ganzen Breite nur auf der Basis der Interdisziplinarität lehr- und forschungsmäßig erfaßt werden können.

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Gerade auf dem land- und forstwirtschaftlichen Sektor ist nur durch die Beachtung ökologischer Aspekte die Voraussetzung für die erstrebte Nachhaltigkeit - Dauer, Stetigkeit und Gleichmaß guter Erträge - gegeben. Die Implikation der Ökologie in die Lehrveranstaltungen des Angebots an Grundlagenfächern und angewandten Fachgebieten der Universität für Bodenkultur bedeutete zwar nicht, daß im Zeitraum von über 100 Jahren nicht auch manchmal Fehlentwicklungen auftraten oder durch den Forschungsfortschritt und Erkenntniszuwachs begründete Änderungen der Lehrmeinungen notwendig waren, doch darf die Universität für Bodenkultur für sich reklamieren, schon zu Zeiten umweltbezogen geforscht und gelehrt zu haben, da die Idee des Umwelt- und Naturschutzes noch nicht wie heute im Bewußtsein der Öffentlichkeit verankert war.

Umwelt- und Naturschutz sind derart komplexe Gebiete, in die zahlreiche, oft nicht in engem Zusammenhang stehende Zweige der Wissenschaft hineinspielen, daß sie in ihrer ganzen Breite nur auf der Basis der Interdisziplinarität lehr- und forschungsmäßig erfaßt werden können.

Das geplante Umweltschutzzentrum müßte zunächst als Kommunikationsplattform fungieren, auf der intrauniversitär aktuelle und allgemein interessierende Umweltprobleme mit der nötigen Emotionslo-sigkeit diskutiert werden können. Innerhalb einer Universität, die nicht nur der Land- und Forstwirtschaft verhaftet ist, sondern auch auf Gebieten wie Wasserwirtschaft, Bauwirtschaft, Holzwirtschaft, Lebensmittelund Getränkewirtschaft, Energiewirtschaft, Verkehrswirtschaft, Raumplanung und Grünraumgestaltung, Landschaftspflege, Lehre und Forschung betreibt, ist die Einstellung zu Umwelt- und Naturschutzproblemen häufig durch eine erfreuliche Meinungsvielfalt, oft aber auch durch kontradiktorische Standpunkte gekennzeichnet

Der Wert eines solchen Zentrums der Begegnung innerhalb der Universität kommt aber nur voll zum Tragen, wenn von den Diskussionsrunden gleichzeitig Impulse für die Lehrtätigkeit auf dem Gebiet des Umwelt- und Naturschutzes ausgehen. Vorlesungen, die bestimmte thematisch abgegrenzte Schwerpunktsbereiche der Umweltforschung wie „Umweltprobleme und Forstwirtschaft“ oder „Verschiedene Produktionsmethoden in der Landwirtschaft“ behandeln, werden als Blockveranstaltungen angeboten. Die Beteiligung von zehn und mehr Vortragenden verschiedener Fachrichtungen spiegelt das Bemühen wider, möglichst viele Facetten des komplexen Begriffes Umwelt zu beleuchten. Die Publikation aller Beiträge einer Blockveranstaltung im Rahmen einer nach Bedarf erscheinenden Schriftenreihe soll auch für eine gewisse Verbreitung über die Universität hinaus sorgen.

Eine wesentliche Rolle spielt die durch die besondere Fächerkombination an der Universität für Bodenkultur repräsentierte Interdisziplinarität bei der Bewältigung des dritten Aufgabenbereiches, der dem Zentrum für Umwelt- und Naturschutz zugedacht ist - der Durchführung konkreter Umweltforschungsarbeiten, die von außen an die Universität herangetragen werden. Die nach den bisherigen Erfahrungen auftauchenden Fragestellungen reichen von Untersuchungen der lokalen Umweltbelastung durch kleinere Emittenten über stadtökologische Fragen („Vitalität von Bäumen in Verkehrs- und Wohnballungszentren“) bis zu ökologischen Problemen, die sich aus der engen Verzahnung verschiedener Industriezweige mit der Land- und Forstwirtschaft ergeben. Dem Zentrum fiele dabei vor allem die Rolle einer zentralen Koordinationsstelle zu. i

Die Effektivität bei der Bearbeitung aktueller Auftragsforschungsvorhaben wird weniger vom guten Willen des Leiters des Umwelt- und Naturschutzzentrums als vielmehr von der Kooperationsbereitschaft der mit einschlägigen Forschungen befaßten Fachkräfte an den einzelnen Universitätsinstituten abhängig sein.

Die Struktur der Universität für Bodenkultur mit ihrem Nebeneinander von naturwissenschaftlichen Grundlagenfächern, angewandten biologischen und technischen Fachgebieten sowie wirtschaftspolitischen und rechtswissenschaftlichen Fächern bietet eine ausgezeichnete Basis für die Befassung mit Umweltproblemen, weil das vorhandene Fächerangebot zahlreiche Teilaspekte des Umwelt- und Naturschutzes for-schungs- und lehrmäßig überdecken kann.

Allerdings wird nur bei entsprechendem Zusammenwirken aller Umweltfachleute der Universität für Bodenkultur das interdisziplinäre Zentrum für Umwelt- und Naturschutz seine dreifache Funktion erfüllen können:

• intrauniversitäres Diskussionsforum für Umweltprobleme zu sein,

• Lehrveranstaltungen aufzuziehen und publizistisch zu wirken und

• interdisziplinär Forschungsaufträge zu bearbeiten.

(Der Autor ist ao. Professor am Botanischen Institut und Leiter des geplanten Zentrums für Umwelt- und Naturschutz der Universität für Bodenkultur.)

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