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Umwelttechnologie — die Chance der Vernunft

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Bis vor wenigen Jahren hat der Begriff „Umwelt“ in den Planungen vieler Unternehmen kaum eine größere Rolle gespielt. Diese Situation hat sich geändert. Verschärfte Gesetze und umweltbewußte Konsumenten sowie die kommerziellen Erfolge einiger Anbieter von Umwelttechniken haben die Umwelt zu einem zentralen Planungsfaktor in vielen Unternehmen werden lassen.

Bei der Einführung umweltfreundlicher Regelungen beansprucht Osterreich zwar meist einen Status als internationales Vorbild; die „Öko-Insel Österreich“ ist jedoch leider nur zum Teü verwirklicht. In vielen Bereichen lassen dringend notwendige Reformen auf sich warten, wie zum Beispiel im Gewerberecht oder bei der Neuregelung der Emissionen von sogenannten Dampfkesseln (Kraftwerken und so weiter).

Inzwischen scheint es so zu sein, daß die wirtschaftliche Dynamik von Firmen, die im Umweltbereich arbeiten, die staatlichen Umweltaktivitäten sogar in den Schatten stellt. In einer breit angelegten Studie hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Angelegenheiten die „Chancen der österreichischen Wirtschaft im Bereich der Umwelttechnik“ erhoben. Ausländische Firmen haben die Möglichkeit, Umweltschutz und betriebswirtschaftliche Notwendigkeiten sinnvoll zu vereinen, ja bereits vorexerziert. Und auch österreichische Firmen scheinen, so zeigt die Studie, die Möglichkeit der Umwelttechnik zunehmend nutzen zu wollen.

(Viele der erfolgreichen Produkte und Trends in der österreichischen Umweltindustrie können nicht nur bei der „Österreichwoche“ der Bundeswirtschaftskammer, sondern auch bei der „ökologia“ besichtigt werden. Letztere ist die erste österreichische Umweltmesse und findet vom 7. bis 15. November im Wiener Messepalast statt. Veranstalter ist die Wiener Akademie für Zukunftsfragen.)

Was sind nun die Forschungsbereiche in der heimischen Umweltindustrie? „Als langfristige Zielvorstellung wird die Entwicklung emissionsarmer Prozesse zur Erstellung von Gütern und Dienstleistungen unter sparsamem Ressourceneinsatz angesehen“, heißt es in der zitierten Studie. Und weiter als interessante Erkenntnis für nicht sehr entscheidungsfreudige Minister: „Die Geschichte der Umweltforschung zeigt, daß die Länder, die Umweltprobleme zuerst erkannten und gesetzliche Maßnahmen festlegten, heute den Markt für entsprechende Technologien beherrschen.“ Die Definition des „Standes der Technik“ als Maß der Emissionsminderung hat ebenfalls zu einer Dynamisierung der Forschungsbemühungen geführt.

Die häufigsten Forschungsprojekte im Bereich der Umwelttechnik in Österreich 1986 sind laut einer Untersuchung des Forschungszentrums Seibersdorf folgende: Projekte auf dem Gebiet der Wasser- und Abwassertechnik mit fast 40 Prozent der Projekte bilden den Schwerpunkt; Luftreinhaltetechnik und Abf alltechnik machen halb so viele Projekte aus, die übrigen Bereiche, also Lärmschutz, Umweltschutz-Meßtechnik und sonstige umweltfreundliche Produkte und Verfahren, sind weniger stark repräsentiert (siehe Graphik).

Die Marktchancen der Umwelttechnik werden grundsätzlich positiv bewertet. Folgende Umweltschutztechnologien werden laut Experten kurz- bis mittelfristig in den Vordergrund treten:

• Rauchgasreinigung auch für kleinere Anlagen;

• Rückgewinnung von Wertstoffen aus Abwässern;

• Vorbehandlung von Industrieabwässern vor Einleitung in kommunale Kläranlagen;

• Reduktion von Kohlenwasserstoffemissionen;

• integrierter Pflanzenschutz;

• Bodensanierung;

• ,J.ow-waste“-Technologien (industrielle und landwirtschaftliche Produktion).

Daß die Entwicklung der Umweltschutztechnologie von entsprechenden Rahmenbedingungen abhängig ist, wurde bereits kurz angedeutet. Nach Meinung der befragten Forschungseinrichtungen sind Verbesserungen in folgenden Bereichen noch notwendig:

• klare mittelfristige gesetzliche Zielvorgaben;

• internationale Abstimmung der Umweltgesetzgebung;

• Verbesserung der Information über Umwelttechnik, umweltgerechte Produkte und Verfahren;

• Finanzierungshilfen für die Entwicklung und Produktionsüberleitung aufwendiger Umwelttechnologien.

Der wesentliche Schwachpunkt der österreichischen Umwelt-Forschung ist die Finanzierung von Umwelttechnik-Projekten. Die Entwicklung ist finanziell aufwendig, risikoreich und meist nur von großen Unternehmen oder mit staatlicher Unterstützung möglich.

Die Marktchancen der österreichischen Umweltindustrie in den verschiedenen Bereichen sind in der betreffenden Studie des Wirtschaftsministeriums genau analysiert. Zusammenfassend kann aber gesagt werden, daß dieser Bereich ein hoffnungsvolles Gebiet sinnvollen Wirtschaftens für innovative österreichische Firmen darstellt. Was die Investitionen betrifft, so werden diese voraussichtlich am stärksten in den Bereichen Abfalltechnik, Luftreinhaltetechnik und Meßtechnik steigen. Alles in allem ein interessanter Markt, der gute Chancen bietet, die viele Firmen auch schon recht erfolgreich wahrgenommen haben.

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