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Unbestechliche EDV-Wächter
Ginge es nach den Werbeaussa- gen einiger Hersteller von Perso- nalcomputern oder sogenannten Minis, wäre der Großcomputer bereits heute nur noch ein Relikt aus der „Steinzeit der Datenverar- beitung" . Tatsächlich ergibt sich in der Praxis ein enger Zusammen- hang mit der Entwicklung auf dem PC-Markt: Jede zusätzliche Instal- lation eines PC oder einer Worksta- tion in einem Unternehmen erfor- dert eine Erhöhung der Rechenlei- stung im Rechenzentrum und stei- gert damit die Bedeutung des Groß- computers. Bestehende und zukünf- tige Anforderungen an eine unter- nehmensweite und zunehmend in-
ternational vernetzte Datenverar- beitung erfordern mehr denn je die „Mainframe Power". Viele sprechen sogar von einer Renaissance der Großrechner.
Das Leistungsprofil des soge- nannten „Datenjumbos" reicht weit über die Batch- und Transaktions- Jobs hinaus. Er avanciert vielmehr in der Welt der Datenverarbeitung vom reinen Mengenverarbeiter zum übergeordneten Manager. Der Großrechner übernimmt damit als Regisseur im Hintergrund die Be- fehlsgewalt über sein flexibles elek- tronisches Ensemble in allen Hier- archieebenen vom PC bis zum Mi- nicomputer. Er realisiert die Steu- erung der unternehmensinternen und externen Netzwerke, verwal- tet die riesigen Datenbestände und sichert deren ständige Verfügbar- keit. Vor allem sorgt der Großrech- ner aber als unbestechlicher Wäch- ter für die Sicherheit hochbrisan- ter, unternehmensintemer Daten. Eine Aufgabe, die der PC mit seiner Ausrichtung auf durchgängig offe- ne Kommunikation nicht erfüllen kann.
Das zentrale Rechenzentrum wird zukünftig sogar in einem enorm stei- genden Maße der Mittelpunkt aller Sicherheitsstrategien eines Unter- nehmens sein. Neue Peripheriesy- steme, wie beispielsweise automa- tisierte Kassettenbandarchive, die über optische Kanäle vom Host in einer Entfernung von derzeit bis zu fünf Kilometern betrieben werden können, ermöglichen gänzlich neue Sicherheitskonzepte. Mit Fernüber- wachungssystemen gekoppelt, kann so heute schon ein Großrechner in einem bunkerähnlichen Raum ope- ratorlos und gleichzeitig gegen jeg- liche Gefahr von außen geschützt, den Rechenzentrum-Betrieb steu- ern und überwachen.
Weitere tragende Rollen warten auch in Zukunft auf den unum- strittenen Hauptdarsteller im Re- chenzentrum. So wird der Groß- rechner auch weiterhin als Trans- aktionsverarbeiter eingespannt werden, weil es auch in den kom- menden Jahrzehnten keine Alter- native auf diesem ureigensten Gebiet der Mainframes geben wird. Als unternehmensweite Datenbank hält er für seine Anwender am Ter- minal gigantische Mengen an In- formation bereit. Hunderte Anwen- der am Bildschirm können so blitz- schnell Daten abrufen oder neue Informationen abspeichern.
Überall dort, wo große Daten- mengen zu bewältigen sind, auf die gleichzeitig eine Vielzahl von Nut- zern Zugriff hat, wird der Groß- rechner seinen hohen Stellenwert
behaupten. Spitzenmaschinen können heute bereits weit über 1.000 Anfragen pro Sekunde über elek- tronische Leitungen beantworten. Der PC mit der individuellen Da- tenverarbeitung muß sich ebenso wie der Abteilungsrechner oder eine Workstation mit technisch-wissen- schaftlichen Anwendungen in die funktionale Hierarchie der zentral gespeicherten Informationen ein- fügen, die in die Kanäle des Jumbos einfließen. Nur so kann eine opti- male Verarbeitung, Auswertung und Sicherung aller Daten gewähr- leistet werden.
Der Großrechner stellt daher die absolut höchste Datenbankinstanz in der Rechnerhierarchie eines Un- ternehmens dar. Zweifellos Zukunft haben Mainframes auch in der Funktion als übergeordnete Netz- i werkmanager. Alle elektronischen Informationsschienen eines Unter- nehmens, gleich, ob interne Netze oder Verknüpfungen mit weltwei- ten Dependancen via Satellit und Standleitung, werden im Großrech- nerzusammengeführt. Damit bleibt
er die zentrale Schaltstation, bei- spielsweise eines rund um die Welt agierenden Industriegiganten. Ein Job, der hohe Verfügbarkeit und Leistung vom Host-System ver- langt. Marktforscher prognostizie- ren daher auch der heute bereits in- stallierten Rechnerkapazität ein jährliches Wachstum von 30 bis 40 Prozent.
Last not least erwartet den Groß- rechner in Zukunft der Manage- ment-Posten eines unternehmens- weiten Software-Verwalters.
Um zu gewährleisten, daß Soft-
ware-Programme in einem Kon- zern, seinen Tochtergesellschaften und Außenstellen absolut identisch gefahren werden, übernimmt der Host die Kontrollfunktion. Auch die speicherintensive Vorhaltung bei den Arbeitsplatz-Systemen ent- fällt, wenn der Großrechner die übergeordnete Software-Steuerung übernimmt.
Je nach Bedarf kann der Anwen- der seine direkt vor Ort benötigten Programme vom zentralen Host aufrufen und muß seine Kapazität nicht mit einer Vielzahl von exter-
nen Software-Pakten unnötig be- lasten.
Auch die zunehmende Belegung des ehemals nur für rein kommer- zielle Anwendungen genutzten Großrechners mit technisch-wis- senschaftlichen Aufgabenstellun- gen zeigt die Vielseitigkeit dieser Systeme auf. So werden Simula- tionsprogramme in der Automobil- industrie heute bereits ebenso wie komplizierte CAD/CAM-Program- me via Host abgewickelt.
Der Autor ist Vertriebs- und Marketingleiter der Firma Comparex Österreich.
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