6876680-1978_46_03.jpg
Digital In Arbeit

... und Hoffnung machen!

19451960198020002020

Am 14. November tagten Aufsichtsrat, Kommanditistenversammlung und Beirat der FURCHE. Herausgeber, Geschäftsführung und Redaktion berichteten den Organen, die 1976 die Verantwortung für dieses Blatt übernommen haben: Hanns Sassmann, Wolfgang Schmitz und Bertram Jäger als Herausgeber, Felix Gamillscheg als Chefredakteur, der als Leiter der Katholischen Medienakademie mittlerweile ins Herausgebergremium aufgerückt ist, Hubert Feichtlbauer als dessen Nachfolger und Walter Schaffelhofer als Verlagsleiter. Ihre Rechenschaftsberichte und programmatischen Ausblicke sind nicht als Vereinsinterna gedacht. Auch die Leser sollen erfahren, wovon die Rede war.

19451960198020002020

Am 14. November tagten Aufsichtsrat, Kommanditistenversammlung und Beirat der FURCHE. Herausgeber, Geschäftsführung und Redaktion berichteten den Organen, die 1976 die Verantwortung für dieses Blatt übernommen haben: Hanns Sassmann, Wolfgang Schmitz und Bertram Jäger als Herausgeber, Felix Gamillscheg als Chefredakteur, der als Leiter der Katholischen Medienakademie mittlerweile ins Herausgebergremium aufgerückt ist, Hubert Feichtlbauer als dessen Nachfolger und Walter Schaffelhofer als Verlagsleiter. Ihre Rechenschaftsberichte und programmatischen Ausblicke sind nicht als Vereinsinterna gedacht. Auch die Leser sollen erfahren, wovon die Rede war.

Werbung
Werbung
Werbung

Die meisten Zeitungen untersuchen die Struktur der Leser, die sie haben. Wir sondieren auch bei jenen, die wir haben möchten. Deshalb sandten wir an Personen, die Werbeexemplare unseres Blattes zugeschickt, die Zeitung dann aber nicht bestellt hatten, einen Fragebogen. Das Ergebnis überraschte nicht in der Tendenz, aber in seiner erdrük-kenden Eindeutigkeit: Acht von zehn verweisen auf Zeitmangel und den schon vorhandenen Lektüre-Überfluß.

Das ist eine Mauer, bei deren Ersteigung man sich den Hals brechen kann. Trotzdem muß diese versucht werden. Es muß uns gelingen, eine wachsende Zahl von Lesern davon zu überzeugen, daß die FURCHE anders ist als die übrigen Zeitungen. Wir sind nicht für die Erstinformation da: Dafür gibt es Fernsehen, Hörfunk, Tagespresse. Unsere Funktion ist nicht die Personalisierung von Sachfragen und die Skandalisierung von Personenfragen: Das besorgen die Magazine.

Was wir versuchen, fällt bei den anderen vielfach durch den Raster: aufzuzeigen, welche grundsätzlichen Alternativen in scheinbar vordergründiger Problematik zur Debatte stehen; hinter dem Strom der tagespolitischen Ereignisse den Grundtendenzen der geistigen und gesellschaftlichen Entwicklung nachzuspüren; Werte zu begründen und zu verteidigen; Leuchtfeuer sichtbar zu machen in blinder Nacht;, auch und vor allem aber: Hoffnung zu machen, daß unser Leben nicht sinnlos ist.

Diese Aufgabe kann von Journalisten nur subsidiär wahrgenommen werden. In erster“ Linie muß die Orientierung von Fachleuten der Wissenschaft, der Kirche, der Politik, der Kunst kommen. Deshalb immer wieder unsere Einladung an Vertreter dieser Personenkreise, in der FURCHE zu schreiben: überdas, was die Wissenschaft vom Menschen, seinem Werden und seiner Bestimmung, seinem Gang durch die Geschichte und seiner personalen Einzigartigkeit an Neuem zu sagen (und Vergessenem in Erinnerung zu rufen) hat; über das, was eine des ausschließlich . technisch-materiellen Fortschritts müde gewordene Generation sich an geistigem und geistlichem Brot erwartet (und warum die Kirche in ihrer heutigen Gestalt diese Erwartungen nur zum Teil erfüllt); über das, was die Künstler aus den Tiefen ihrer Intuition und Inspiration zu dem, was die Wissenschaftler in Retorten und Maschinen erzeugen, an Wesentlichem dazuzulegen haben.

Das war immer das Bemühen der FURCHE, seit Friedrich Funder 1945 diese Zeitschrift auf die Verpflichtung gegründet hat, für die „Verhei-

ßung einer Gesundung der Welt“ zu zeugen. Nach einem großen Start, nach kühner Fortführung des Auftrags, nach Irren und Wirren auch ist die FURCHE vor zwei Jahren auf ein neues Fundament gestellt worden. Im August dieses Jahres wurde das durch Ausweitung der Aktivitäten begründete personelle Revirement zum Anlaß einer neuen Reformetappe genommen.

Seither wurden einige namhafte Autoren als Mitarbeiter gewonnen, durch Straffung der Rezensionen Platz für eine Feuilletonseite geschaffen (weil ohnehin die meisten Zeitungen der reproduzierenden Kunst ein Ubergewicht über die originäre einräumen), erstmals eine eigene Wirtschaftsseite eingeführt, das Leserforum aufgewertet, die ORF-Spalte von punktueller Sendungskritik auf prinzipielle Tendenzkritik umgestellt, neue Kurzelemente mit Meldungscharakter installiert, das graphische Erscheinungsbild vereinheitlicht und aufgelockert.

FURCHE-Beirat

Dem FURCHE-Beirat gehören derzeit folgende Persönlichkeiten an: Univ.-Prof. Dr. Heribert Berger, Innsbruck; Univ.-Prof. Dr. Anton Burghardt, Wien; Dr. Felix But-schek, Wien; Msgr. Olaf Cole-rus-Geldern, Klagenfurt; Dipl.-Dolm. Grit Ebner, Wien; Dr; Toni Ebner, Bozen; Dr. Karl Eckmayer, Linz; Msgr. Franz Graber, Wien; Dr. Hans Haumer, Wien; Prof. Dr. Valentin Inzko, Feistritz; Präsident Bertram Jäger, Feldkirch; Msgr. Dr. Egon Kapella-ri, Graz; Univ-Prof. Dr. Norbert Leser, Wien; Univ.-Prof. Dr. Nikolaus Lobkowicz, München; Dr. Hans Magenschab, Wien; Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Mantl, Graz; Prälat Dr. Johannes Neuhardt, Salzburg; P. Ansgar Paus OSB, Salzburg; Dir. Eduard Ploier, Puchberg/Wels; Dr. Theodor Piffl-Percevic, Graz; Dr. Stephanie Prochaska, Wien; Kanonikus Josef Rittsteuer, Wien; Dr. Hanns Sassmann, Graz; Dr. Walter Schaffelhofer, Wien; Dr. Oskar Schatz, Salzburg; Dr. Wolfgang Schmitz, Wien; Univ.-Prof. Dr. Heinrich Schneider; Wien; Dr. Paul Twaroch, Wien; Dkfm. Dr. Ernst Waldstein-Wartenberg, Klagenfurt; Msgr. Josef Wiener, Linz; Prälat Florian Zim-mel, St. Pölten.

Aber Reform ist kein Zustand, sondern ein Prozeß. Besserwerden ist ein Dauerauftrag. Was uns in nächster Zeit vorschwebt, ist eine verstärkte, freilich wohldosierte Pflege der geistigen Kontroverse: nicht zum Zwecke der Entzweiung und Verwirrung, sondern als Stimulans für eigene Denkoperationen. Vieles muß unzweideutig außer Streit gestellt bleiben. Uber vieles andere ist Dissens nicht nur möglich, sondern unvermeidlich. FURCHE-Leser sollen mit unterschiedlichen (aber konstruktiv formulierten) Meinungen zu Sachfragen konfrontiert werden und ihre eigene Auffassung dazu im Blatt vermehrt vertreten.

Eine besondere Einladung zur Darlegung ihrer Sorgen, Hoffnungen und Wünsche ergeht an die heranwachsende Generation. Sie hat uns nicht erst am jüngsten Volksabstimmungstag gezeigt, daß sie über manches von dem, worauf wir Erwachsenen so stolz sind, erstaunt, erheitert oder bestürzt die Köpfe schüttelt. Für sie ist der Vulgärmaterialismus der Wohlstandsära tot. Sie ist gegen Atomstrom, Maschinengigantoma-nie, Luxus im Lebensstil und die Machtapparate des Staates. Doch wofür ist sie?

Die FURCHE will mithelfen, das ideale Weltbild unserer jungen Mitbürger zu artikulieren, es an den realen Möglichkeiten zu messen, jung und alt in den sträflich vernachlässigten Dialog darüber zu bringen. Daß dabei Wege gefunden werden müssen, Macht- und Staatsverdrossenheit aus Endstationen in Ausgangspunkte für eine neu durchdachte Bejahung der Gesellschaft und ihrer weltweiten Aufgaben zu verwandeln, steht außer Debatte.

Zur Debatte aber steht, wohl lange noch, auch die Stellung der Frau in dieser Gesellschaft. Mit ideologisch aufgeheizten Kampfparolen ist das Problem genau so wenig zu lösen wie mit selbstgefälliger Verspottung der „Emanzen“. Der Beitrag der Christen zur Definition der Rolle der Frau in Familie, Gesellschaft und Staat ist erst zu lückenhaft erbracht, als daß hier nicht auch unsere Zeitung noch einiges zu leisten hätte.

Im Wahljahr 1979 wird die FURCHE wie jedes Massenmedium verstärkt ins Spannungsfeld widersprüchler Erwartungen und Hoffnungen geraten. Unser Ziel bleibt es, den Christen dieses Landes geistige Hilfe für selbständige Eigenentscheidungen zu bieten und den NichtChristen zu beweisen, daß dies ohne Gehässigkeit und Zerstörung des vielen, das uns alle eint, geschehen kann.

Chefredakteur

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung