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Und sie bewegt sich doch...

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Am 8. Jänner 1992 jährte sich zum 350. Mal der Todestag von Galileo Galilei, jenem italienischen Physiker, den die Inquisition zwang, seine Erkenntnis, daß sich die Erde um die Sonne bewegt, zu widerrufen. Für Galileis Rehabilitierung durch die katholische Kirche hat sich besonders, beginnend 1968 mit einer Rede an Nobelpreisträger in Lindau, der immer um den Dialog zwischen Kirche und Naturwissenschaft bemühte Wiener Alterzbischof Kardinal Franz König (FURCHE 2/1992) eingesetzt.

Wenn nun Papst Johannes Paul II., der seit seinem Amtsantritt im gleichen Sinn gesprochen hat, Galilei offiziell rehabilitiert hat, ist das ein Signal an die Wissenschaft, aber auch an die Kirche selbst. Die Kirche kann irren, vor allem, wenn sie die Bibel zu wörtlich nimmt, wenn sie Lehren verteidigt, die nach wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht haltbar sind und gar nicht Fundamente des Glaubens berühren. Die Bereitschaft, solche Irrtümer einzugestehen, schwächt vielleicht das Vertrauen mancher in die Kirche, im Grunde aber ist es, verbunden mit dem Willen, ähnliche Irrtümer in Zukunft zu vermeiden, ein Zeichen ihrer Stärke. Auch sie ist nicht unbeweglich, sondern lebendig.

Daß die Kirche nicht nur im Fall Galilei geirrt hat, war auch dem beeindruckenden TV-Interview mit Bischof Erwin Kräutler zu entnehmen, der Priester nannte, die sich seinerzeit für die Indios einsetzten, dafür selbst Verfolgung und Schweigegebote auf sich nehmen mußten, heute aber als Vorbilder gelten. Wird die Kirche in 350 Jahren heutige Dissidenten zu rehabilitieren haben?

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