7212779-1992_37_14.jpg
Digital In Arbeit

Unersättlich

Werbung
Werbung
Werbung

Schon Albrecht von Haller bezeichnete 1732 in seinem Lehrgedicht „Die Alpen" den Überfluß als „Quell aller Laster": Im vorliegenden Buch wird nun der heutige Mensch zwischen Konsum und Verzicht interdisziplinär beleuchtet.

Reinhard Fakte von der Universität Fribourg etwa beschäftigt sich unter dem Titel „Ich will alles - und das sofort" mit den Problemen der Jugendlichen. Denn die jungen Menschen sind in unserer Zeit vor Situationen und Anforderungen gestellt, die es nie zuvorgab. „Sie sind auf sich gestellt... die Reichhaltigkeit macht auch die Auswahl schwieriger, denn die Maßstäbe für das was richtig ist, sind stark relativiert worden."

Durchaus positiv sind in diesen gesammelten Aufsätzen die Lösungsversuche zu bewerten, die den Leser weder in Resignation versinken lassen noch den Eindruck vermitteln, die Balance zwischen Konsum und Verzicht würde sich von selbst ergeben. Die Schlüsselpassage hierzu sind folgende Sätze: „Erst wenn der legitime Hunger nach dem Lebensnotwendigen gestillt ist, kann Konsumverzicht geleistet werden... aus der Erkenntnis heraus, daß nicht Dinge, die wir erwerben, besitzen und konsumieren, unsere Identität und den Sinn unserer Existenz definieren, sondern das, was wir mit unseren geistigen und seelischen Kräften hervorbringen."

Schade ist, daß gerade die Theologen ihrem Fachjargon yerhaftet bleiben und deshalb nicht in dem Maße verständlich sind wie ihre Kollegen aus den Gebieten der Medizin, Psychologie, Pädagogik und Literatur.

DIE UNERSÄTTLICHE GESELLSCHAFT. Wieviel Konsum verträgt der Mensch. Herausgegeben vom Engadiner Kollegium. Herder Verlag, Freiburg/Basel/Wien 1992. 240 Seiten, öS 265,20.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung