7078597-1993_27_17.jpg
Digital In Arbeit

UNGENUTZTE QUALITÄTEN DES STEIRISCHEN WALDES

19451960198020002020

Ein Drittel weniger in der Geldbörse: Was das für einen Betrieb, für Investitionen oder Schuldenrückzahlungen, die Familie, die Lebenshaltungskosten bedeutet, erfahren derzeit Bauern und Waldbesitzer.

19451960198020002020

Ein Drittel weniger in der Geldbörse: Was das für einen Betrieb, für Investitionen oder Schuldenrückzahlungen, die Familie, die Lebenshaltungskosten bedeutet, erfahren derzeit Bauern und Waldbesitzer.

Werbung
Werbung
Werbung

In einer schlimmen Lage befinden sich derzeit die Bauern und Waldbesitzer. Deren Holzpreise, ganz gleich ob Sägeholz oder Industrieholz, sind in den letzten zwei Jahren um ein Drittel zurückgegangen. Das geht vorerst ans Ersparte, ans Eingemachte, den Verkauf des Familiensilbers. Waldbestände mit dem schönsten Holz, direkt neben der Straße gelegen, müssen bei vielen herhalten, denn nur dort kann gerade noch wirtschaftlich produziert werden.

Unter solchen wirtschaftlichen Voraussetzungen kann die Waldpfle-ge, die Bewirtschaftung von Ungunstlagen, vor allem im Schutzwald, nicht mehr durchgeführt werden. Bei Fortsetzung dieses Trends ist die gesamte Waldbewirtschaftung in Frage gestellt. Da geht es um die Zukunft.

Zu Recht werden die Abgeltungen von Schutz-, Wohlfahrts- und Erholungsleistungen des Waldes gefordert. Reines Wasser, gesunde Luft und Erholungsraum für alle Österreicher, oder Urlauber die Devisen bringen, gibt es nur, wenn das Ökosystem Wald funktioniert. Aber letzten Endes muß doch der Erlös aus dem Holz die Waldpflege und Bewirtschaftung sichern.

An den Urproduzenten Forstwirtschaft kann die Holzindustrie einen Teil ihrer Geschäftsverluste weitergeben oder vielleicht kurzfristig noch billigeres Holz einführen. Billiges Holz, vor allem minderer Qualität, gibt es derzeit genug in Europa.

Wie sinnvoll das ist, kann sich jeder selbst überlegen. Frisches Rundholz - schwer, feucht, mit Rinde - wird mit der Bahn oder oft auf überlasteten Straßen durch halb Europa gekarrt. Wie umweltfreundlich ist das? Wie lange geht das noch?

Wir haben ausreichend Holz im eigenen Land. Bei uns wird viel weniger Holz genutzt, als nachwächst. Die Forstwirtschaft praktiziert eine perfekte Kreislaufwirtschaft. Wir brauchen heute die Holznutzung zur Sicherung unserer Wälder. Wir werden immer Holz brauchen, als wichtigen nachwachsenden Rohstoff und als Energieträger. Heimisches Holz aus garantiert nachhaltiger, naturnaher Produktion - nichts ist umweltfreundlicher. Wir werden auch die Arbeitsplätze brauchen, es sind immerhin mehr als 270.000 in Österreich.

Da sind wir bei der Holzwirtschaft angelangt. Die allgemeine Wirtschaftslage hat auch sie in größte Bedrängnis gebracht. Die internationale Konkurrenz, aber auch die teuren, inländischen Produktionsbedingungen, durch hohe Lohnkosten und strenge Umweltauflagen bedingt, haben vor allem die Zellstoff- und Papierindustrie ins Trudeln gebracht. Es genügt nicht, gedankenlos nur „Umweltschutzpapier” zu verlangen.

Papier nur aus Altpapier hergestellt, kann es auf Dauer nicht geben, neue Fasern müssen dazukommen. Es ist auch gar nicht so umweltfreundlich, denn das Recycling, vor allem zu höherwertigem Papier, belastet die Umwelt stark. Viel wichtiger und umweltfreundicher ist es, chlorfrei gebleichtes Papier, aus Holz, das garantiert aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern kommt, zu verlangen. Das ist Papier aus Österreich, aus heimischem Holz.

Große Versäumnisse

Die Sägeindustrie hat riesige Kapazitäten aufgebaut und auf den Siegeszug der österreichischen Sägetechnik, die Weltspitze ist, vertraut, ohne mit Marktveränderungen zu rechnen. Es wurde auch zu wenig auf den heimischen Rohstoff Holz geachtet. Holz aus dem Alpenraum hat besonders geschätzte Qualität, hier wachsen aber stärkere Bäume, und nicht nur Schwachholz, wie in Nordeuropaoder in Plantagen. Die Sägetechnik der Großsägen ist aber auf Schwachholz ausgerichtet. Die Sägeindustrie hat erkannt, daß einerseits ein Kapazitätsabbau und andererseits eine technische Anpassung an unser Holz notwendig ist. Es gibt sicher wieder Marktchancen.

Weniger berührt von der Holzpreiskrise sind die weiterverarbeitende Industrie, die Zimmerer und Tischler. Trotz der heutigen allgemeinen Kon-jünkturschwäche der Wirtschaft sind die Auftragsbücher noch immer gut gefüllt. Wo Einbußen auftreten, ermöglichen auch niedrigere Rohstoffkosten wirtschaftlichen Erfolg.

Es ist also hauptsächlich eine Krise der Säge- und Papierindustrie, welche die Forstwirtschaft mitgerissen hat. Zu meistern ist die Situation, wenn man sich im Wald- und Holzland Österreich wieder der Werte des heimischen Holzes bewußt wird.

Der Autor ist Leiter der Forstabteilung der Landeskammer für Land- und Forstwirtschaft Steiermark.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung