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„Unglücklich über das Oberrabbinat“

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Nathan Pelled, Minister für Einwanderung und Eingliederung, verwaltet nicht nur ein Ministerium von besonderer Bedeutung für den Staat Israel, sondern ist auch eine der stärksten Persönlichkeiten im Kabinett In Rußland geboren, gehört er der linkssozialistischen Partei Mapam an, die sowohl nach einem besseren Verhältnis mit der Sowjetunion als auch nach verstärkter Integration der arabischen Minderheit in das gesellschaftliche und politische Leben Israels strebt. Mapam setzte durch, daß erstmals ein Araber die Stellung eines stellvertretenden Ministers im Jerusalemer Kabinett erreichen konnte. Das gegenwärtig wichtigste Problem für Nathan Pelleds Ressort ist die verstärkte Einwanderung sowjetischer Juden, die in letzter Zeit innerhalb von fünf bis sechs Tagen nach Erteilung der Bewilligung ausreisen müssen, wohl um nicht Zurückbleibende ebenfalls zum Kampf um die Ausreisebewilligung ermuntern zu können.

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Nathan Pelled, Minister für Einwanderung und Eingliederung, verwaltet nicht nur ein Ministerium von besonderer Bedeutung für den Staat Israel, sondern ist auch eine der stärksten Persönlichkeiten im Kabinett In Rußland geboren, gehört er der linkssozialistischen Partei Mapam an, die sowohl nach einem besseren Verhältnis mit der Sowjetunion als auch nach verstärkter Integration der arabischen Minderheit in das gesellschaftliche und politische Leben Israels strebt. Mapam setzte durch, daß erstmals ein Araber die Stellung eines stellvertretenden Ministers im Jerusalemer Kabinett erreichen konnte. Das gegenwärtig wichtigste Problem für Nathan Pelleds Ressort ist die verstärkte Einwanderung sowjetischer Juden, die in letzter Zeit innerhalb von fünf bis sechs Tagen nach Erteilung der Bewilligung ausreisen müssen, wohl um nicht Zurückbleibende ebenfalls zum Kampf um die Ausreisebewilligung ermuntern zu können.

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FURCHE: Wie beurteilen Sie die aktuelle sowjetische Judenpolitik?

PELLED: Die Sowjets sind wohl zu dem Entschluß gekommen, das Problem ihrer jüdischen Minderheit als einzigartiges Problem anzusehen und versuchen nun auch seine Lösung auf besondere Weise. Gegenwärtig ist offenbar beabsichtigt, durch Erteilung der Erlaubnis zur Auswanderung an eine Anzahl von Juden die aktivsten jüdischen „Elemente“ loszuwerden. Gleichzeitig wird die Tendenz erkennbar, den Willen der übrigen sowjetischen Juden, die gleichfalls emigrieren möchten, durch Prozesse zu brechen. Wenn Moskau tatsächlich so vorgeht, kann Israel die Emigration sowjetischer Juden in einem beschränkten Rahmen erwarten. Man fragt sich in Israel freilich, ob die Sowjetregierung mit der Abschreckung der. großen Masse jüdische^ Sowjetbürger Erfolg haben kann. Nach dem Leningrader Prozeß war die Reaktion der sowjetischen Juden anders als Moskau erwartet haben mag. Mehr und mehr Juden haben nach dem Prozeß um Erlaubnis ersucht, nach Israel auszuwandem. Ich lege großen Wert darauf, daß der Kampf der sowjetischen Juden um ihr Recht, nach Israel zu emigrieren, durch das Ausland, und zwar sowohl durch Juden als auch durch Nichtjuden, unterstützt wird. Denn in weniger wichtigen Fragen bemüht sich Moskau, keine zu scharfe internationale Opposition hervorzurufen. Ich bin daher der Meinung, daß einerseits durch die Menge der Auswanderungsgesuche von Sowjetjuden und anderseits infolge des internationalen Druckes — auch von Kräften, die mit der UdSSR sympathisieren — eine Situation geschaffen werden kann, in der es die sowjetischen Machthaber für notwendig halten, immer mehr Juden die Auswanderung nach Israel zu gestatten.

FURCHE: Wieviele Juden aus der Sowjetunion kann Israel aufnehmen?

PELLED: Es ist das Grundprinzip des Staates Israel, jede Zahl von einwanderungsbereiten Juden aufzunehmen. Die Regierung untersucht gegenwärtig die Möglichkeiten zur Aufnahme von sowjetischen Juden in größerer Zahl. Israel wird bestimmt fähig sein, mit diesem Problem fertig zu werden. Denken wir daran, daß bei der Staatsgründung 1948 rund 600.000 Juden im Lande gelebt haben. Im ersten Jahr der Existenz des Staates sind dann 240.000 Neueinwanderer aufgenommen worden, Israel hat das unter schwierigsten Verhältnissen gemeistert.

Es wird auch heute nicht leicht sein, eine große Zahl von solchen Neueinwanderem auf einmal zu empfangen, doch sind unsere Möglichkeiten jetzt viel größer. Wir arbeiten neuerdings an Plä nen hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung, der Unterkunft, der Erziehung und weiterer Aspekte der Absorption, um für eine große Immigration bereit zu sein. Wir glauben, es wird auch möglich sein, die zur Finanzierung einer solchen Absorption notwendigen Mittel außerhalb Israels zu finden.

FURCHE: Gibt es Beweise für die Wirksamkeit ausländischen Drucks auf die Sowjetregierung in der Judenfrage?

PELLED: Der kanadische

Ministerpräsident Trudeau hat bei seinem Besuch in der UdSSR mit Kossygin über die Probleme der sowjetischen Juden und über die Erlaubnis für sie, nach Israel auszuwandem, gesprochen. Bei einer Pressekonferenz hat Trudeau dann erklärt, Kossygin habe ihm gesagt, daß die Juden derzeit die Bewilligung zur Auswanderung nach Israel erhalten und daß diese Praxis fortgesetzt werde. Eine Zahl nannte Kossygin nicht. Wir wissen auch nicht, nach welchen Kriterien der eine sowjetische Jude die Auswanderungserlaubnis erhält und der andere nicht.

FURCHE: Mit welchen Problemen sehen sich die Einwanderer aus der Sowjetunion in Israel konfrontiert?

PELLED: Juden aus der

UdSSR kommen vorwiegend als Idealisten, deren Wunsch es ist, in einem jüdischen Staat und in jüdischer Umgebung zu leben. Viele sind junge Leute, sehr gebildet, sehr geschickt. Ein Problem ist aus der Mischehenfrage erwachsen. Etwa 20 Prozent der jüdischen Familien in der Sowjetunion sind Mischehen, einige davon sind nach Israel gekommen.

Ich bin sehr unglücklich darüber, daß unsere religiöse Autorität, das Oberrabbinat in Jerusalem, nicht genug liberal ist, um den nichtjüdischen Teilen eine beschleunigte Konversion zum Judentum zu erlauben. Ich glaube, daß die Mischehenpartner, die in der Sowjetunion auf große Härten gestoßen sind und mit den Juden oft lange Jahre auf die Erlaubnis zur Auswanderung haben warten müssen, das Recht haben, in das jüdische Leben in Israel auf genommen zu werden. Gegenwärtig diskutiert die Regierung diese Probleme mit den religiösen Institutionen, um eine Lösung zu finden. Die Mehrheit der aus der UdSSR kommenden Juden ist nicht religiös. Ein Teil, auch der Jungen, ist es.

FURCHE: Welche Erwartungen hegen Sie bezüglich des zukünftigen jüdisch-arabischen Verhältnisses?

PELLED: Der Raum des alten Palästina bietet Platz genug für zwei unabhängige Staaten, Israel als jüdischen und Jordanien als arabischen Staat. Es ist Israels Interesse, die Palästinenser als nationale Einheit in einem eigenen Staat neben sich zu haben, in einem solchen Staat könnte das Flüchtlingsproblem mit finanzieller und technischer Hilfe seitens internationaler Organisationen und Israels gelöst werden. Dabei soll natürlich auch die arabische Minderheit in Israel bleiben, wo sie ist. Die Erfahrungen dieser Israelaraber mit dem Staat Israel sind gut — Israel kann sehr wohl eine arabische Minderheit von etwa 15 Prozent haben, deren Mitglieder über volle Bürgerrechte verfügen. Nach einem Friedensschluß Israels mit seinen arabischen Nachbarn würde sich die Lage der arabischen Minderheit in Israel natürlich weiter verbessern. Die Ernennung des ersten arabischen stellvertretenden Ministers in der israelischen Regierung zeigt, in welche Richtung die Entwicklung des jüdisch-arabischen Verhältnisses gehen soll.

FURCHE: Bestehen Hoffnungen auf eine Einigung mit den arabischen Ländern?

PELLED: Es ist jedenfalls der Wunsch Israels, in der Frage der Wiedereröffnung des Suezkanals zu einer Einigung mit Ägypten zu kommen: als interimistische Lösung. Ich glaube, dieses Projekt kann einem fairen Kompromiß zugeführt werden, bei dem keine der beiden Parteien strategische Vorteile erhält und die Sicherheitsvorstellungen beider Parteien voll respektiert werden. Mit der Wiederaufnahme der Schiffahrt durch den Suezkanal könnte man dann in dieser Gegend eine neue Atmosphäre schaffen, welche einen realistischen und zeitlich unbegrenzten Waffenstillstand garantieren und helfen würde, daß es zu Friedensverhandlungen käme, um etwas Endgültiges zwischen Ägypten und Israel zu erzielen.

Ich glaube, daß die Sowjetunion an einer Wiederaufnahme der Feindseligkeiten zwischen Ägypten und Israel keineswegs interessiert ist, weil damit die Gefahr für ihre Positionen in Ägypten größer würde: Die Sowjetunion ist im Gegenteil wegen Ihrer generellen globalen Ziele an der Öffnung des Suezkanals interessiert. An der Öffnung des Suezkanals haben alle in den Konflikt verwickelten Parteien positives Interesse. Es hängt von der realistischen Einstellung der Kairoer Regierung ab, ob das Projekt tatsächlich realisiert werden kann.

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