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Universitätsreform ist noch nicht zu Ende
Das UOG hat das Plebiszit der Praxis hinter sich. Die Wahrheit liegt auch hier in den Tatsachen. Sie werden uns lehren, wie man mit dem UOG weniger mühsam leben kann. Die Universitätsreform ist noch nicht zu Ende.
Die Erfahrung lehrt die Maxime: So viel Forschung, Lehre und Studium wie möglich, so wenig Verwaltung wie nötig! Verwaltungshypertrophie in der Massenuniversität wäre Bürokratie-rung ohne Ende. Die Sitzungsuniversität wäre ein Papiertiger, aber nicht mehr die Stätte von Forschung, Lehre und Studium.
Die universitäre Selbstverwaltung ist beschränkt. Sie ist mit einer mehr oder weniger beschränkten Mitbestimmung aller Gruppen der Universität verbunden. Sie wirken durch wechselnde Vertreter in einer Vielzahl und Vielfalt von Organen mit beschränkten Aufgaben. Wer zählt die Organe, nennt die Namen?
Dieser Dezentralisierung und Demokratisierung steht das monokratische Bundesministerium gegenüber. „Divide et impera" ist die Versuchung, Selbstbeschränkung gegenüber der Selbstverwaltung die Tugend. In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister - das gilt für die Universitäten, die aus wenig Autonomie viel machen müssen; das gilt für das Bundesministerium, das von seinen vielen Eingriffsmöglichkeiten wenig Gebrauch machen soll.
Der Grundgedanke der Mitbestimmung hat sich im großen und ganzen durchgesetzt. Es ist aber zu fragen, ob der Schematismus der Parität und der Semiparität in der Organvielfalt die zweckmäßigste Form der Mitbestimmung ist. Alternative Mitbestimmungsformen wären zu diskutieren und durch Versuche zu erproben.
An die Mitbestimmung haben sich alle so gewöhnt, daß die Universitäten auch bei Angelegenheiten des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung zu Wort kommen wollen und werden.
Nach dem UOG soll das bonum uni-vertatis durch Interessenausgleich herbeigeführt werden. Das UOG als Training für die pluralistische Gesellschaft? Dieses System funktioniert nur dann, wenn eine „Universitätsethik" bei den Gruppen vorhanden ist. Sie müssen sich immer wieder fragen, ob und wie sie der Wissenschaft in der Kooperation mit anderen am besten dienen. Ziel muß die Erreichung eines international anerkannten Niveaus in Forschung, Lehre und Studium sein.
Der Weg von der Gelehrten- zur Gruppenuniversität war für viele Professoren schwer. Meist haben sie ihr Amt unter ganz anderen Voraussetzungen angetreten. Innere Emigration und Isolation, Frustration und Resignation sind aber Umwege, keine Auswege. Engagement für die Wissenschaft, den wissenschaftlichen Nachwuchs und die Studenten muß die Maxime sein. Die Zukunft der Universität ist die Zukunft des wissenschaftlichen Nachwuchses. Sie verlangt nicht nur die Reform der kleinen Schritte auf eigene Faust im Rahmen der Universität, sondern auch politische Entscheidungen.
Auch die Probleme der Studierenden werden durch das UOG nicht gelöst. Sie sollten durch die Universitäten gelöst werden. Studienberatung der Ubergänge, Probleme des Studienabbruchs, Fragen der Betreuung der Studenten im Studium, Praxisorientierung des Studiums usw. Ohne Engagement der Universitätslehrer sind Lösungen unmöglich.
Die Universität ist nicht mehr eine hohe Schule privilegierter Schichten, sie wird mehr eine Bildungseinrichtung für alle Schichten und mehrere Generationen. Als Stätte des Wissensangebotes für neue gesellschaftliche Nachfragen und Information und Bildung erhält die Universität eine neue Bedeutung. Die Universitätslehrer erhalten eine neue Herausforderung. Sie werden zur Bildungsgesellschaft, zu einer Kultur durch lebenslange Bildung beitragen.
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