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Digital In Arbeit

Unternehmer ist auch ein Mensch

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Die Wirtschaftstheorie sieht im Unternehmer nur den Funktionär, der für rationalen Einsatz der Faktoren zuständig ist. Gefragt ist aber der Mensch, der Partner in der Gemeinschaft des Unternehmens.

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Die Wirtschaftstheorie sieht im Unternehmer nur den Funktionär, der für rationalen Einsatz der Faktoren zuständig ist. Gefragt ist aber der Mensch, der Partner in der Gemeinschaft des Unternehmens.

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‘enn man von einer An- «3 v v tinomie zwischen Arbeit und Kapital spricht, so sind damit selbstverständlich nicht nur abstrakte oder .anonyme* Kräfte gemeint, die bei der wirtschaftlichen Produktion am Werk sind. Hinter beiden Begriffen stehen Menschen, lebende, konkrete Menschen…“ Dies stellt Johannes Paul II. in seiner neuesten Enzyklika fest.

Es gehört zur Tragik der ideologischen Auseinandersetzung um die Ordnung der Wirtschaft, daß die Menschen hinter dem Kapitalbegriff schemenhaft bleiben. Die Figur des Unternehmers ist abstrakt durch ihre volkswirt-

schaftliche Funktion bestimmt. Auch der Papst spricht nur von jenen, welche die Holle des Unternehmers innehaben.

Das Untemehmerfembild beherrscht die öffentliche Meinung (Schmölders) und auch die Theorie gibt auf die Frage, was nun die Unternehmer für Menschen sind, nahezu keine Antwort. Es entstand das Bild des „homo oecono- micus“, der ausschließlich der Maximierung seines Gewinnes nachjagt und zu anderen, womöglich rein menschlichen Regungen kaum fähig ist. Das Persönlichkeitsprofil erschöpft sich im Kalkül solcher Tüchtigkeit.

Daß der Wirtschaftssoziologie weithin konventionelle Definitionen des Unternehmers fehlen» die über die Kennzeichnung als leitender Funktionär des Unternehmens hinausgehen und zur Tätigkeitsbeschreibung mehr aussagen als den Satz, seine Sache sei das risikobelastete Disponieren, erleichtert die nach dem Rationalitätsaxiom verfahrenden Analysen. Kraft des Mythos wissenschaftlichen Managements wird der Unternehmer aber in der grundsatzpolitischen Diskussion niemals lebendig.

Die Wissenschaft vom Unternehmer kommt dem marxistischen Leitbild entgegen, das anthropologisch nur den Knecht auszeichnet, der allein produktiv ist.

Der zur Arbeit gezwungene Knecht kann sich ändern, er kann durch Arbeit mehr Mensch werden. Der Herr ist steril und degeneriert zum reinen Konsumenten. Der Herr hat, der Knecht ist. Das Leitbild des Herrn ist auf seinen „Marketing-Charakter“ (Erich Fromm) reduziert…

Die Rechtfertigung des Unternehmers nur vom System her, nur mit dem Beweis, daß er in einer sozialen Marktwirtschaft „funktioniert“ (vgl. etwa Frank E. Mün- nich), versagt ihm also den Anspruch, als Mensch angenommen zu werden.

Die Unentbehrlichkeit einer Unternehmerwirtschaft zu einem sicheren Wohlstand für alle darzustellen ist gewiß äußerst wichtig und sollte auch nicht etwa

durch eine „Menschen wie du und ich“-Philosophie ersetzt werden. Nur wird hier neuerlich dafür plädiert, durchaus auch vom System her den zentralen Begriff der unternehmerischen Verantwortung umfassend zu konkretisieren.

Es geht ja nicht nur um Versorgungsverantwortung, wie sie wiederum simplifiziert aus dem bloßen Streben abgeleitet wird, möglichst erfolgreich zu sein, zumindest aber Verluste zu vermeiden. Verantwortung bedeutet immer schon eine in ihrem Wesen unternehmerische Leistung insofern, als sie in erster Linie die Pflicht ist, auf die Herausforderungen der Umwelt trotz unvollständiger Information zu antworten.

Dieses gestaltende Antworten ist der Kern der leitenden Arbeit, der marktbezogenen Verfügung. Mechanisch, wenn man will, ist im freiheitlichen Modell dann der Verantwortung wesentlicher zweiter Teil: das Einstehenmüssen für seine Entscheidung.

Wir alle wissen mittlerweile, daß politische Verantwortung diesen zweiten Teil der Haftung für Entscheidungsfehler nur im seltenen Glücksfall einschließt …

Man dürfte jedoch nicht immer nur diese „Außenseite“ der Unternehmerverantwortung heraussteilen,, hervorstreichen. Gewerbeausübung mit Mitarbeitern bedeutet verantwortliche Betriebsführung und das heißt: Partnerschaft.

Hier geht es um das genaue Gegenbild eines strengen und damit vollends sterilen Kapitalismus, nämlich um Kooperation im rechtlichen Grundverhältnis des wechselseitigen Achtens und För- derns. Partnerschaft, lebendig und wirklich verstanden, ist funktionsgerechte Solidarität.

Ihre Substanz ist gewiß zum besten Teil aus den Meinungen der christlichen Soziallehre zu schöpfen, doch nicht nur aus ihr. Bei allen neidgenössischen Einflüssen und Störungsfaktoren beweist die (noch) feststellbare soziale Stabilität auf allen Ebenen auch hierzulande die große Kraft dieser Idee, welcher ein kommunistischer Kontrast von Herren und Knechten innerlich fremd ist.

Partnerschaft richtig gesehen ist dann nicht etwa ein nachträglich korrigierendes Gegengewicht zu einem Mittelsystem, in dem nur die bloße Leistung zählt, sondern die mitmenschliche Dimension der Unternehmerwirtschaft, wie sie sehr wohl auch „Laborem exercens“ ausführlich anspricht …

Zumindest auch in diesem Sinne ist jede Bemühung gerade „in Zeiten wie diesen“ von höchstem Wert, die aus den Erfahrungen der Zusammenarbeit- Arbeit bildet Gemeinschaft - zur Humanisierung des Unternehmerbildes beiträgt.

Hinter den Begriffen stehen Menschen, lebende, konkrete Menschen.

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