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Unterschiedliche Daten für politische Taten

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Man kann gespannt sein, welche Ergebnisse die Völkszählung vom Mai für die Familien bringt. Denn zwischen der Zählung im Zehn-Jahres-Abstand und den laufenden Mikrozensus-Erhebungen des Statistischen Zentralamtes zeigen sich bei einer Gegenüberstellung beträchtliche Unterschiede.

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Man kann gespannt sein, welche Ergebnisse die Völkszählung vom Mai für die Familien bringt. Denn zwischen der Zählung im Zehn-Jahres-Abstand und den laufenden Mikrozensus-Erhebungen des Statistischen Zentralamtes zeigen sich bei einer Gegenüberstellung beträchtliche Unterschiede.

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Wie sieht die Statistik die Familie? Eine Famlie bilden - im Sinne des Statistischen Zentralamtes - Ehepaare oder Lebensgemeinschaften mit oder ohne Kinder beziehungsweise Elternteile mit Kindern. Eine Familie bilden aber auch Großeltern mit ihren Enkelkindern, falls die Elterngeneration nicht im selben Haushalt wohnt.

Kinder nach dem Begriff der Familienstatistik sind alle mit ihren Eltern im selben Haushalt lebenden leiblichen, Stief- und Adoptivkinder, die selbst noch nicht verheiratet sind beziehungsweise selbst noch keine Kinder haben - ohne Rücksicht auf Alter und Berufstätigkeit.

Wenn angeführt wird, wieviele Familien kein Kind haben, muß beachtet werden, daß dies verschiedenes bedeuten kann. Diese Familien hatten nie ein Kind oder haben noch kein Kind oder haben kein Kind mehr im Sinne der Statistik.

Zahl der Familien

Die vorliegenden Zahlen lassen sich in mehreren Richtungen analysieren. Zuerst soll verglichen werden, wie sich derprozentuelle Anteil der Familien gegenüber der gleichen Gruppe zwischen Volkszählung 1981 und dem Mikrozensus Dezember 1990 verändert hat.

Die Zahl der Familien insgesamt ist seit der Volkszählung 1981 bis zum Mirkozensus Dezember 1990 von 1,986.341 auf 2,143.000 oder um 7,9

Prozent gestiegen. Ebenso hat die Zahl der Familien ohne Kinder (im Sinne der Statistik) zugenommen: 1981 waren es 617.329, 1990 706.300, also um 14 Prozent mehr.

Auch die Zahl der Familien mit einem oder zwei Kinder hat sich zwischen 1981 und 1990 vergrößert. Die Zahl der Familien mit einem Kind nahm um 1 l,l,diederFa-milien mit zwei Kindern um 13,7 Prozent zu.

Gänzlich anders ist die Situation der Familien mit drei und mehr Kindern: die Familien mit drei Kindern sind zwischen 1981 und 1990 um zehn Prozent weniger geworden, die Zahl der Famlien mit vier und mehr Kindern sogar um 41 Prozent. Dieser Trend hat sich gegenüber 1989 (Mikrozensus) sogar verschärft.

Ein zweiter Vergleich ist ebenso möglich: die Verteilung der einzelnen Familiengruppen auf die Gesamtzahl der Familien. Dabei zeigt sich, daß der Anteil der Familien mit keinem Kind, mit einem Kind und mit zwei Kindern leicht zugenommen hat, der Anteil derFamilien mit drei sowie der mit vier und mehr Kindern zum Teil deutlich abgenommen hat.

Kinder und Familien

Bei der Volkszählung 1981 gab es 2,590.028 Kinder. 1989 wurden durch den Mikrozensus 2,484.800 festgestellt und 1990 (Dezember) 2,499.700. Das heißt gegenüber 1981 gibt es zuletzt um 3,5 Prozent weniger Kinder. Die Zahl der Kinder in den „vier" und mehr"-Kinder-Familien ist aber zwischen 1981 und 1990 um 45 Prozent zurückgegangen.

Die schon aufgezeigten Veränderungen werden noch deutlicher, wenn die Verteilung der Familien mit Kindern betrachtet wird: Hatten 198145,2 Prozent der Familien mit Kindern ein Kind, waren dies 1990 47,9 Prozent. Rund ein Drittel der Familien hatte 1981 zwei Kinder, 1990 36,2 Prozent.

Drei Kinder hatte 1981 etwa ein Siebentel der Familien mit Kindern, 1990 rund ein Neuntel. Und die Familien mit vier Kindern gingen um über 41 Prozent zurück.

Von den Familien her gesehen sind die Familien mit drei und mehr Kindern eine relativ kleine Gruppe geworden, von den Kindern her gesehen eine noch immer bedeutende Gruppe. Denn 21,2 Prozent der Familien mit Kindern hatten 1981 drei und mehr Kinder. In diesen Familien lebten 40,6 Prozent aller Kinder. Laut Mikrozensus Dezember 1990 lebten in diesen Familien (Anteil 15,8 Prozent) 30,8 Prozent aller Kinder.

In der Politik wird sehr oft darauf hingewiesen, daß auf Minderheiten besonders bedacht genommen werden sollte. Gilt das auch für die Familienpolitik?

Eine letzte Überlegung mit einer Vorbemerkung: Die Familienbeihilfe ist im Vergleich zur Entwicklung der Preise, aber auch der Löhne und Gehälter im letzten Jahrzehnt relativ weit zurückgeblieben. Eine Erhöhung und Dynamisierung wäre angebracht.

Eine Erhöhung der Familienbeihilfe um 100 Schiling pro Kind und Monat kostet im Jahr rund 2,1 Milliarden Schilling. Laut Auskunft des Familienministeriums gibt es bei den Beziehern der Familienbeihilfe im Unterschied zu den Erhebungen des Mikrozenus etwa 200.000 dritte und weitere Kinder. Eine Erhöhung der Familienbehilfe für das dritte und jedes weitere Kind um 100 Schilling pro Monat kostete im Jahr rund 240 Millionen Schilling.

Für vieles-vielleicht bis hin zur Finanzierung der EDV-Ausstattung der Beihilfenstellen in den Finanzämtern (man spricht von Kosten von zirka 100 Millionen Schilling) - ist noch immer im Familienlastenausgleichs-fonds Geld vorhanden. Für eine Erhöhung der Familienbeihilfe aber nicht?

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