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US, UN und der Frieden

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FURCHE: Die US-Kontrover- sen um die Vereinten Nationen haben viel Staub aufgewirbelt, ehe Präsident Reagan vor der Vollversammlung authentische Klarstellungen traf. Warum haben die Amerikaner so genug von der UNO?

HELENE VON DAMM: Bis zur Wahl Reagans und zur Bestellung von Botschafterin Kirkpatrick war die UNO jahrelang ein Forum, das die USA zum Prügelknaben für nahezu jedes Weltproblem machte. Die USA sind eines von über 150 UN-Mitgliedern und zahlen ein Viertel des Budgets der Weltorganisation. Da muß man schon verstehen, daß viele Amerikaner ungeduldig werden und sagen: Sollen wir zahlen, um beschimpft zu werden?

FURCHE: Undifferenziert wie „die“ UNO wurde von Präsident Reagan wieder einmal auch „die“ Friedensbewegung kritisiert. Müßte nicht doch stärker unterschieden werden?

VON DAMM: Trotz aller Sonderorganisationen und Einzelkonferenzen sind die Vereinten Nationen ein einheitliches Forum. Und was die Friedensbewegung angeht: Das idealistische Engagement der Jugend für den Frieden ist positiv. Ich kenne niemanden von Autorität, der das leugnen würde. Was uns beunruhigt, ist der oft utopische Charakter der Bewegung. Nicht das Ziel, der Frieden, trennt uns, sondern die Frage der Mittel und Wege, es zu erreichen.

FURCHE: Ist die Botschaft bereit, mit Vertretern der öster reichischen Friedensbewegung zu reden?

VON DAMM: Natürlich. Es ist auch schon geschehen. Aus Tirol etwa hatten wir an die hundert Briefe zu diesem Thema. Als ich dort meinen Antrittsbesuch machte, diskutierte ein politischer Beamter unserer Botschaft stundenlang mit Jugendvertretern über Frieden, Nikaragua und alle möglichen Themen.

FURCHE: Wird den USA einerseits oft Undifferenziertheit im Urteil vorgeworfen, so differenzierte Vizepräsident Bush bei seiner jüngsten Rede in Wien deutlich zwischen „guten“ und „bösen“ kommunistischen Staaten. Brachte das Lob aber nicht die „guten“ in peinliche Verlegenheit gegenüber Moskau?

VON DAMM: Jeder Mensch weiß, daß zum Beispiel Ungarn des relativ liberalste Land des kommunistischen Ostblocks ist. Der Vizepräsident fand, man könne dies auch offen aussprechen, ohne jemandem zu schaden.

FURCHE: Müßten die USA, wenn bei kommunistischen Diktaturen differenziert wird, nicht auch unter den mit dem Westen verbündeten totalitären und autoritären Staaten Unterschiede machen?

VON DAMM: Ich glaube, wir tun dies ja auch. Das große Problem ist: Wenn man so lange wie möglich mit so vielen Staaten wie möglich konstruktiv Zusammenarbeiten möchte (und das ist doch auch das Ziel der österreichischen Außenpolitik) — wo ist der Punkt, wo man einer Regierung die Unterstützung entziehen und die Op position stützen soll, ohne der Einmischung in innere Angelegenheiten beschuldigt zu werden?

FURCHE: Zum österreichischamerikanischen Verhältnis — haben Sie da schon konkrete Arbeit zu tun gehabt?

VON DAMM: In der Öffentlichkeit sieht man nur, daß Diplomaten vor allem repräsentieren. Die harte Arbeit spielt sich hinter den Kulissen ab. Das ist bei einem neutralitätspolitisch aktiven Land wie Österreich eine ganze Menge. Es kann uns ja nicht gleichgültig sein, ob Österreich angesichts seiner wichtigen Position in der Sozialistischen Internationale, in der Internationalen Demokratischen Union und in den Vereinten Nationen unsere Politik richtig versteht. Da ist schon viel Arbeit geleistet worden. Konkret: Es freut mich zum Beispiel, daß Österreich seit Einführung von Edelstahl-Importbeschränkungen durch die USA das erste Land ist, das mit einem Abkommen darüber in naher Zukunft rechnen kann.

FURCHE: Und wie steht es mit dem Widerstand der USA gegen ein österreichisches Olsaa- tenprojekt?

VON DAMM: Da gibt es scheinbar große Mißverständnisse. Natürlich kann jeder Bauer in Österreich Ölsaaten anbauen. Das Problem ist nur die Subventionierung des Absatzes; das ist ein Problem, daß nicht nur die USA angeht, sondern alle GATT-Mitglie- der. Und das ist das Problem, über das gesprochen werden müßte.

Mit der US-Botschafterin in Österreich sprach Hubert Feichtlbauer.

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