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Vatikan geht neue Wege

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Im Vatikan wurde Anfang März der erste und wichtigste Teil des „Museo Gregoriano Etrusco", des vom Papst Gregor XVI. 1837 gegründeten etruskischen Museums wiedereröffnet, das nunmehr vergrößert und architektonisch sowie technisch neu ausgestattet wurde. Die vor zwei Jahren durch eine Schenkung hinzugekommene Sammlung von 400 wertvollen Exponaten des Marchese Guglielmi machte eine Vergrößerung der zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten um 600 Quadratmeter nötig, die aus dem Areal des vatikanischen Geheimarchivs gewonnen wurden.

Zu einem Teil wird die Renovierung durch eine für den Vatikan vollkommen neue Initiative finanziert. Und zwar werden Kunstwerke aus den eigenen Beständen dazu verwendet, um mit dem Ertrag die Restaurierung anderer Kunstwerke zu ermöglichen. Am 1. Mai nämlich eröffnen die Vatikanischen Museen in den USA, und zwar zunächst in Memphis, Tennessee, eine große Ausstellung mit dem Titel: „Die Etrusker, Erbe einer verlorenen Kultur".

Diese Schau wird zwei Jahre hindurch in verschiedenen Städten der USA zu sehen sein und der Reingewinn soll einen Teil der Renovierungskosten des „Museo Gregoriano Etrusco" und seiner Exponate abdekken. Der erste, soeben eröffnete Teil des Museums wurde von der Amerikanerin Helen Boehm gesponsert.

Das „Museo Gregoriano Etrusco" ist zu einer Zeit entstanden, als nämlich begeisterte Nachforschungen und Ausgrabungen in dem Gebiet des ehemaligen Etrurien gemacht wurden. Es reichte von Florenz bis Rom, vom Tyrrhenischen Meer bis Perugia. Dessen südlicher Teil gehörte zum damaligen Kirchenstaat und so ist unschwer vorstellbar, welche Bedeutung das „Museo Gregoriano Etrusco" hat, das die etruskischen Funde aus Latium beherbergt, die zwischen 1820 und 1840 gemacht wurden.

Es gaboffiziell autorisierte und auch „sch warze" Ausgräber, erzählt der Generaldirektor der Vatikanischen Museen, Carlo Pietrangeli. Ein großer Teil der Funde aus den etruskischen Gräbern, besonders die berühmten Gefäße, die man anfangs für etruskisch hielt und von denen man erst später bemerkte, daß es sich um von den Etruskern importierte griechische Kunstwerke handelte, verschwand sofort aus dem Land und wurde in die großen europäischen Sammlungen aufgenommen.

Besorgt begann Papst Gregor XVfc, dem auch die Schaffung des Ägyptischen Museums und der Lateran-Pinakothek zu verdanken ist, nun selbst zu kaufen und Ausgrabungen anzuordnen, erklärte Pietrangeli. Im Vatikan sammelte sich ein Komplex von sehr bedeutenden Werken und der Papst sah sich gezwungen, diese so schnell wie möglich in einem Museum zusammenzufassen.

Der jetzt eröffnete Kernteil des Museums entspricht den Prunksälen von Pius IV. Medici, mit seinen reichen aus dem 16. Jahrhundert stammenden Fresken, die alle hervorragend restauriert wurden. In der neuen Anordnung folgt der Besucher nun einer ideellen topografischen Rekonstruktion den Tiber aufwärts, rechter Hand das etruskische und linker Hand das Ufer von Latium.

Die im 19. Jahrhundert üblichen Aufstellungskriterien nach den Materialien wie Bronze, Stein, Terrakotten, Goldschmuck wurde beibehalten. Nur die unschätzbar wertvolle Ausstattung des berühmten Regolini-Galassi Grabes (der Name stammt von den Ausgräbern) aus Cerveteri ist wieder ungetrennt in einem Prunk-saal zu sehen, an dessen Wänden durch Fotos die genauen Stellen der Grabungen dokumentiert sind.

Restauriert wurde unter anderem auch der berühmte „Mars von Todi", eine Bronzestatue in Naturgröße aus dem 5. Jahrhundert v. Chr., sowie der prachtvolle Streitwagen aus derselben Zeit, und der polychrome Marmorsarkophag genannt „del Circeo", der in dem neuen Saal der Steinmonumente steht, neben den Pferdeköpfen, die den Grabeingang schmückten. Neuartige Vitrinen, mehrsprachige Beschreibungen und ein modernes Beleuchtungssystem geben auch dem nicht vorgebildeten Besucher einen guten Überblick.

Erst 1993 wird das gesamte „Museo Gregoriano Etrusco" mit seinen dann 2.000 Quadratmetern Fläche in 22 Sälen zu besichtigen sein.

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