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Verändertes Südafrika

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Die angeblichletzten Wahlen in Südafrika, die ohne Beteiligung der schwarzen Bevölkerung stattgefunden haben, sind entschieden. Die regierende Nationale Partei fiel von 123 auf 93 Sitze zurück. Der Rückschlag ist nicht nur als Absage an die Apartheid zu sehen, sondern auch als Müdigkeit der weißen Bevölkerung, die miterleben mußte, wie die regierende Partei von schweren Skandalen erschüttert wurde.Und doch sind die Zeichen deutlich, die für eine Veränderung sprechen: Da war die Zusammenkunft P. W. Bothas mit Nelson Mandela, die angeblich völlig unpolitisch zu verstehen war. Kein Mensch in Südafrika glaubte den offiziellen Erklärungen, daß die beiden private Themen erörtert hätten. Diese Zusammenkunft signalisierte selbst den weißen Hardlinern, daß der Gesundheitszustand des Inhaftierten zum großen Problem werden kann.

So gesehen ist die Steigerung der Konservativen um 17 Mandate auf 39 Abgeordnete zwar nicht ein Anlaß zum Jubeln, doch insofern tröstlich, daß man sich sagen kann: Es hätte viel schlimmer kommen können.

Die Demokratische Partei erhielt insgesamt 33 Mandate. Sie hatte sich am deutlichsten gegen die Apartheid ausgesprochen. Der Demokrat Malan sprach auch von der Gewalt des Staates gegen die Schwarzen und bezeichnete die Gewalt der Schwarzen als deren Antwort. Starke Aussagen für Südafrika, die vom Wähler angenommen worden sind. In den nächsten fünf Jahren müßte es, wenn Präsident Willem De Klerk wirklich an Veränderungen interessiert ist, jene Reformen geben, die ein Zurück nicht nur nicht möglich, sondern überhaupt undenkbar machen. Das bedeutet, ernste Gespräche mit den anderen Bevölkerungsgruppen, die den ewigen Sermon von Hoffnung, Verzweiflung und Aufstellen von politischen Forderungen durchbrechen.

Bisher haben sich alle Seiten propagandistisch ohnehin alles gesagt, was es zu sagen gibt, was not täte, wären Gespräche, die den Nichtweißen den Eindruck vermitteln, der Zugang zur politischen Macht wird nicht als Gnadenakt gewährt, sondern ist integraler Bestandteil des zu schaffenden Südafrika.

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