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Verantwortung für das Land

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Der Tourismus infiltriert immer wieder das tägliche Leben, vor allen Dingen auch die menschliche Gemeinschaft Die Grenzen der Belastbarkeit unserer Landschaft sind teilweise bereits weit überschritten. Deshalb wäre es Aufgabe, die rechte Symbiose zu schaffen zwischen notwendiger Erschließung und notwendiger Erhaltung der Naturlandschaft.

Geändert hat sich der Stil der Auseinandersetzung mit unserer Natur. Verringert hat sich aber auch die persönliche Verantwortung für das Land und die Mitmenschen.

Dem gehobenen Wohlstand steht verminderte Lebensqualität durch Luftverunreinigung, durch steigende Belastung durch Abfall, durch Verkehr, durch Pisten usw. gegenüber. Offensichtlich fehlt uns der Wille, diese Plagen abzuschaffen, denn wir wollen auf die vielen Vorteile derselben

Entwicklung nicht verzichten.

Wir alle sind stolz auf unsere Leistungen der letzten Jahre, und doch wissen wir nicht, wie es weitergehen soll. Mit dem Maß für die Dinge haben wir leider auch viele höhere Ziele aus den Augen verloren, für die es sich letztendlich zu leben lohnt.

Die Besinnung auf das Mögliche, auf das Sinnvolle und das Menschenwürdige ist ein Gebot der Stunde, wenn wir vor dem Schöpfer die Verantwortung für das Land tragen wollen.

Drei Viertel unseres Landes liegen oberhalb 1000 m Höhe, und dort lebt nur ein Sechstel der Tiroler. Somit bleibt für die übrigen fünf Sechstel der Bewohner nur ein Viertel der Flächen im unteren Teil.

Die Menschen „oben” haben gewiß mehr Bewegungsfreiheit, aber auch mehr Arbeit und weniger Einkommen. Es müßte Aufgabe der Republik und des Landes sein, den Betrag für Flächenpflege, die die Bauern leisten, stark zu erhöhen.

Die Höhenzonen unseres Landes brauchen eine langsame, aus den eigenen Möglichkeiten schöpfende Entwicklung mit Hilfe öffentlicher Mittel, sie brauchen sozusagen größere Hilfe aus den wohlhabenden „unteren” Stockwerken.

Wenn der Massentourismus in der bisherigen Form weiterentwickelt wird, verläuft damit Hand in Hand eine geistige Wandlung, die überall dort zu spüren ist, wo der Tourismus Hand angelegt hat.

Unsere Natur läßt eine unbeschränkte Entwicklung nicht zu. Aus der Notwendigkeit, unsere Wirtschaft in Grenzen zu halten, sollte eine Tugend gemacht werden. Die Bereitschaft zum materiellen Verzicht und die Besinnung auf geistige Werte wären jene Antwort, die die Tiroler auf die Herausforderungen des ausgehenden 20. Jahrhunderts geben sollten.

Der Autor ist Vorsitzender des Arbeitskreises Tourismus der Diözese Innsbruck

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