7077818-1993_24_15.jpg
Digital In Arbeit

Vereinsamung

Werbung
Werbung
Werbung

Einsam und verstört läßt Erhard Bork-man seine Eltern und seine Tante in ihrem düsteren Wohnzimmer zurück, in ihren Hoffnungen enttäuscht, ihrer Illusionen beraubt. Wie hätte er aber auch dem durch eigenen Größenwahn gescheiterten Bankiers-Vater bei seinem phantasierten beruflichen Wiedereinstieg helfen sollen? Wie der seit acht Jahren von diesem getrennt im selben Haus lebenden Mutter zu ihrer Rache für Ehr- und Geldverlust verhelfen können? Wie hätte er der in ihrer Liebe zu John Gabriel Borkman um des Geldes willen verstoßenen Tante Ella kurz vor ihrem Tode zum Sohn-Ersatz werden können? Dies alles hätte ja bedeutet, das eigene Leben völlig aufzugeben, darauf kraftlos zu verzichten. Gottseidank bewahrte die lebenslustige junge Witwe Fanny Wilton den Unerfahrenen vor einer solchen Entscheidung!

Luc Bondys Inszenierung von Henrik Ibsens „John Gabriel Borkman” als französisches Gastspiel bei den Wiener Festwochen (im Messepalast) entstaubt nicht die Tragikomödie um diesen sich ständig selbst erhöhenden Machtmenschen, dessen Zeit abgelaufen ist. Auch der Schwesternstreit auf dem Hintergrund zweier vertaner Lebensläufe bleibt eher kraftlos und larmoyant. Das durch die Aufführung provozierte Mitleid hält sich in Grenzen.

Michel Piccoli als John Gabriel, Bulle Ogier als Ehefrau Gunhild und Nada Strancar als unglückliche Ella Rentheim malen ihre Figuren mit liebevollen Details.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung