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Verkehr und Rechenstift

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Yerkehrspolitik und Medienpolitik haben in diesem Land eines gemeinsam: es gibt sie eigentlich nicht, sondern man tut so als ob. Das sogenannte Gesamtverkehrskonzept ist gerade noch zum Vorzeigen, entschieden wird dann nach ganz anderen Kriterien.

Wie etwa höhere Bahntarife bei gleichzeitiger Verminderung des Leistungsangebotes Leute von der Straße auf die Schiene bringen sollen, muß erst jemand erklären. Dafür ist man besonders familienfreundlich und kreiert Tarifkombinationen, die die Bahn für Familien mit großem Gepäck in der Hauptreisezeit - wann sonst können Familien mit Kindern Urlaub machen? - über große Distanzen attraktiv machen soll. Was sich die Mütter und Väter da ersparen, haben sie als Pendler längst - und weit darüber hinaus - an den Kassenschaltern abgeliefert.

Nichts dagegen, daß die Bahn Fahrpläne und Tarife mit dem Rechenstift erstellt. Wenn aber dem öffentlichen Verkehr nicht nur theoretischer, sondern praktischer Vorrang eingeräumt werden soll, muß die Politik dafür erwünschte Leistungen „kaufen". Bewußt auch: Kosten in Kauf nehmen, auf Bundes- wie auf Landesebene. Auf eigene Rechnung.

„Geisterzüge" mit wenigen Fahrgästen sind kaufmännisch tatsächlich unrentabel. Wie volkswirtschaftlich und rentabel ist aber dann der Individualverkehr selbst in Stoßzeiten, wenn eigentlich nur einsam der Lenker im Auto sitzt?

Jetzt ist man drauf und dran, Benutzer öffentlicher Verkehrsmittel zurück ins Auto zu drängen. Eine verkehrte Politik an Stelle einer Verkehrspolitik.

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