7013815-1988_19_03.jpg
Digital In Arbeit

Verlust der Popularität

Werbung
Werbung
Werbung

Seit den Anfängen jüdischer Einwanderung in Amerika galt die Demokratische Partei als die Partei der Einwanderer, der Minderheiten, der arbeitenden Klasse, während die Republikaner als eine exklusive „Country Club-Partei“ der wohlhabenden und tonangebenden WASPs (weiße, anglo-sächsische Protestanten) verschrien waren.

Viele Juden sehen in den letzten Jahren in der Republikanischen Partei die bessere Vertreterin ihrer spezifisch jüdischen und der damit verknüpften israelischen Interessen.

Die jüdischen Republikaner schufen letztens die National Je-wish Coalition (NJC), die nun dabei ist, um jüdische Wähler und jüdische Wahlspenden zu werben.

Die Demokraten waren sich jahrzehntelang der Loyalität der amerikanischen Juden so sicher, daß sie es sich erlauben konnten, jüdische Sonderinteressen zu ignorieren, ohne Gefahr zu laufen, von jüdischen Wählern be-

straft zu werden.

Franklin D. Roosevelt konnte die Tore Amerikas vor jüdischen Flüchtlingen aus dem vom Nazismus überfluteten Europa schließen, den Holokaust geradezu ignorieren und den zionistischen Bestrebungen in Palästina entgegenwirken, ohne daß die jüdische Bevölkerung der USA ihm ihre Loyalität aufgekündigt hätte.

Zum Verlust der Popularität der Demokratischen Partei hat der Umstand beigetragen, daß die Partei zur politischen Heimat der schwarzen Bevölkerung Amerikas wurde, deren Sprecher — von Jesse Jackson bis zu dem schwarzen Moslemführer Louis Farrak-han — teils verhüllt, teils offen, antisemitische Tendenzen aufweisen.

Der bisherige Verlauf der Vorwahlen innerhalb der Demokraten sichert dem schwarzen Bürgerrechtler und offenen Verfechter des Selbstbestimmungsrechts der Palästinenser und eines palästinensischen Staates, Jesse Jack-

son, einen wesentlichen Einfluß in der Partei. Eine solche Aussicht allein könnte viele, einst treu demokratisch wählende Juden veranlassen, ihr Abstimmungsverhalten in den Wahlen vom November 1988 neu zu überdenken.

Die Republikaner haben sich alle Mühe gegeben, die einst fast exklusiv demokratisch wählenden Juden für sich zu gewinnen. Kein Zweifel besteht darüber, daß die Reagan-Administration die israelfreundlichste seit Bestehen des Judenstaates ist.

Unter Reagans Administration wuchs die Israel-Beihilfe von 1,5 auf 3,75 Milliarden Dollar, die nun ausschließlich in Form von Zuwendungen statt zumindest zum Teil zurückzuzahlenden Anleihen erfolgt. Die Republikaner im Senat wie Repräsentantenhaus haben die Festigung der politischen, militärischen und wirtschaftlichen Bande zwischen den beiden Staaten vehement unterstützt.

Aus: Illustrierte Neue Welt. Wien.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung