7213014-1992_38_13.jpg
Digital In Arbeit

Vernichtung heute

Werbung
Werbung
Werbung

Mancher Eingeborene Nord- und Südamerikas wird sich wohl fragen, was heuer gefeiert wird. Von den 200.000 Einwohnern Tahitis, die Captain James Cook um das Jahr 1767 zählte, lebten nach 30 Jahren Missionsherrschaft nur noch 6.000. Doch jene, die glauben das sei Geschichte, werden von Normann Lewis in seinem Augenzeugenbericht eines besseren belehrt.

Nordamerikanische Sekten spüren in allen Teilen des Landes die Überreste vin Indianerstämmen auf, beschenken die Eingeborenen großzügig, locken sie von den Wäldern in das unfruchtbare Flachland, zwingen sie mangels Nahrungsmittel zur schlecht bezahlten Lohnarbeit - und alles unterreligiösem Deckmäntelchen. Dabei verbieten sie den Indianern die Ausübung ihres Kultes. Wenn die bestens geschulten, fundamentalistisch denkenden „Missionare“ so weiter machen, so Lewis, wird die Ausrottung in 30 Jahren abgeschlossen sein.

Obwohl das anmaßend klingt, kann der Autor anhand von authentischen Berichten der Missionare glaubwürdig die Grausamkeiten ihrer Arbeitsmethoden und Ziele darlegen. Damit kann dieses aufrüttelnde Buch, das mit interessanten Details manchmal fast überladen scheint, einen wertvollen Beitrag zur „Trauerarbeit“ im Jubeljahr „500 Jahre Amerika“ leisten.

DIE MISSIONARE. Über die Vernichtung anderer Kulturen. Ein Augenzeugenbericht. Von Normann Lewis. Klett-Cotta-Verlag, Stuttgart 1991. 262 Seiten, öS 296,40.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung