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„... viel Bekümmernis"

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Das Schweizer Femsehen überläßt die Gestaltung religiöser Sendungen mit Vorliebe atheistischen Schriftstellern. Nun durfte Wolf Biermann in einer vom ORF übernommenen „Meditation" über die Bach-Kantate „Ich hatte viel Bekümmernis" laut nachdenken.

Es ist faszinierend zu sehen, wie stark Musik und.Text dieser Kantate trotz Zerstük-kelung und Präsentation in bewußt legerem Rahmen immer noch wirken. Auch soll Biermanns Ehrlichkeit im Versuch, sich mit dem verehrten Werk zu beschäftigen, nicht verschwiegen werden. Er scheitert, weil Bachs Musik in seiner Tiefe nicht verstanden werden kann, wenn jegliche Gotteserfahrung fehlt. Zum Verständnis der Bach-Kantate genügt es nicht, wässrige Augen zu bekommen, wenn von Leid und Traurigkeit die Rede ist und wenn das dreifach ausgestoßene „Ich" am Beginn Erinnerungen an das eigene Gedicht gegen die DDR-Machthaber weckt.

Biermann dürfte selbst gespürt haben, daß er der Aufgabe nicht gerecht wird. Er zitiert seine alte Mutter, die als Kommunistin große Opfer für ihre Überzeugung gebracht hat und die Christen um ihren Glauben beneidet.

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