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Viele Ärzte, wenig Geld
Seit der Neugründung der Salzburger Universität im Jahre 1962 ist auch eine Medizinische Fakultät vorgesehen, ihre Realisierung ist aber „in den nächsten Ja’hren sicher nicht spruchreif“, wie der Direktor der Salzburger Landeskrankenanstalten, Univ.- Prof. Hans-Volkmar Feurstein, anläßlich einer Exkursion des Klubs der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten nach Salzburg erklärte. Man scheitert an den Finanzen, obwohl das Land Salzburg, so Landeshauptmann Wilfried Haslauer, bereits über 600 Millionen Schilling für Apparaturen und bauliche Adaptierungen im Hinblick darauf ausgegeben hat.
Haslauer sieht sich auch „vom Bund sehr enttäuscht“, weil Salzburg trotz etlicher Vorleistungen noch immer nicht die in Aussicht gestellte zahnärztliche Ausbildungsstätte bekommen hat.
Mit dem Wintersemester 1983/84 erfolgt wenigstens ein weiterer Schritt in Richtung Medizinische Fakultät: Medizinstudenten der Universität Innsbruck können ab dann den dritten (den klinischen) Studienabschnitt in Salzburg absolvieren, was, so Prof. Feurstein, vor allem dem vermehrten „bedside teaching“, also der Ausbildung direkt am Krankenbett, zugute kommt. Feurstein rechnet anfangs mit 20 bis 30 Studenten. Seminarräume, aber auch zwei Hörsäle für 200 Hörer (mit modernen audio-visuellen Möglichkeiten) sind in den Landeskrankenanstalten und der Landesner- venklinifc vorhanden.
Für die ersten Studienabschnitte fehlen freilich noch viele wichtige Einrichtungen und Institute (etwa Pharmakologie, Anatomie), sodaß an eine vollständige Fakultät noch nicht zu denken ist. Doch schon seit geraumer Zeit müssen neu bestellte Primarärzte an den Landeskrankenanstalten und an der Landesnervenklinik an einer österreichischen Universität habilitiert sein. Auch viele Oberärzte verfügen bereits über diese wissenschaftliche Qualifikation.
Die Salzburger müssen zwar eine eigene Fakultät, aber keineswegs modernsten medizinischen Standard entbehren. So wurde jüngst, gleichzeitig mit Wien, die erste österreichische Anlage für „digitale Subtraktionsangiographie“ in Betrieb genommen. Sie ermöglicht exakte Bilder von Blutgefäßen (Gewebe und Kno chen können unsichtbar gemacht werden). Vorher müssen nur etwa zehn Prozent der früheren Menge eines Kontrastmittels eingespritzt werden. Salzburg besitzt eine der ersten Abteilungen für Gefäßchirugie in Österreich mit jährlich steigenden Patientenzahlen.
Natürlich hat auch die Computertomographie, die den menschlichen Körper schichtenweise bildlich analysiert und Tumore in Einzelfällen ab drei Millimeter Größe feststellen kann, längst in Salzburg Einzug gehalten. Als erstes Bundesland führt Salzburg seit heuer ein Tumorregister, das vor allem die bisher vernachlässigte Nachsorge kontrollieren soll.
In der Intensivstation können derzeit nur sechs der zwölf Betten ständig belegt werden, weil es an dafür ausgebildeten Krankenschwestern mangelt. Kein Mangel dürfte aber, wenn man Salzburgs Ärztekammerpräsidenten Rainer Brettenthaler glauben darf, an Jungmedizinern bestehen. Nach seinen Worten stehen in Salzburg derzeit 250 promovierte Mediziner auf einer Warteliste für die Spitalsausbildung, die Wartezeiten betragen bereits zwei bis drei Jahre.
Österreich habe, so Brettenthaler, schon jetzt eine überdurchschnittliche Ärztedichte, der Durchschnittspraktiker käme nur auf ein Einkommen von knapp 20.000 Schilling netto zwölfmal im Jahr, es sei nicht ehrlich, die Gesundheit als höchstes Gut anzupreisen und dann nicht entsprechende Mittel dafür bereitzustellen.
Angesichts dessen hält Brettenthaler auch eine Medizinische Fakultät in Salzburg für unnötig: „Ich wüßte nicht, was sie dem Land und den Landeskrankenanstalten- bringen würde — außer Prestige.“
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