6892775-1979_51_12.jpg
Digital In Arbeit

Viele Male Wojtyla

Werbung
Werbung
Werbung

Die Flut von Büchern, die im ersten Jahr der Regierung Johannes Pauls II. Uber den „Papst aus Polen“ herausgekommen sind, ist kaum mehr zu überblicken. Die Sensation der Wahl des Nichtitalieners, der überwältigende Charme, mit dem er die Massen im Sturm eroberte, die Reisen nach Ubersee und in die alte Heimat - Anlässe, „Aufhänger“, Ereignisse, die zur Dokumentation zwangen und schier unerschöpfliches Bildmaterial abwarfen.

„Diesen Menschen, der mich in seiner Unabhängigkeit und Verhaltenheit beeindruckte, jetzt plötzlich auf Boulevardblättern und Kirchenheftchen wie einen Showmaster abgebildet zu sehen, irritierte mich“, schreibt der Schweizer Jesuit, Ludwig Kaufmann, Chefredakteur der „Orientierung“, in seinem Vorwort. „Wie ist er von seiner neuen Rolle überrumpelt worden, daß er sie sogar selbst thematisiert: ,Der polnische, der slawische Papst, von der Vorsehung gewählt...!“

Kaufmann stellt Karol Wojtyla in seine Umwelt, er begleitet ihn - es gibt immer noch imbekannte alte Aufnahmen - von der Hochzeit der Eltern bis zum Besuch in der Heimat im Mai 1979. Auf dem Umschlagbild hebt der Papst einen kleinen Indianerbuben in die Höhe. „Für mich ist der Knirps Sinnbild der Alternativgeneration, die zu Beginn des dritten Jahrtausends fähig sein muß, Verantwortung zu übernehmen“, schreibt Kaufmann. „Diese Zukunftsperspektive möge vor allem Ferment der Hoffnung sein.“

Starkes persönliches Einfühlungsvermögen kennzeichnet den Textautor eines anderen Buches über den Papst: Mieczyslaw Malinski, 1923 in Krakau geboren, hat mit Karol Wojtyla studiert. Er kennt ihn aus vielen Jahren gemeinsamen Schaffens, und als Styria-Verlagsdirektor Gerhard Trenkler ihn im Sommer 1978 in Rom anrief und um seinen Besuch bat, lautete die Antwort: „Ich kann meinen Kardinal jetzt nicht alleinlassen, er wird der nächste Papst.“ Das war ein Irrtum, aber ein kleiner. Er ist der übernächste geworden. In diesem Buch wird er uns aus der Sicht eines engen Wegbegleiters nahegebracht - und mit exklusivem Bildmaterial, das teils aus Privatbesitz stammt, teils extra für dieses Buch fotografiert worden ist.

Wie sehen die unmittelbaren Kollegen Karol Wojtyla? Wie tritt er aus seinen eigenen Schriften hervor? Stefan Wyszynski, Primas von Polen und unerbittlicher Kämpfer für die Rechte der Kirche unter einem kommunistischen Regime, hat in dem ersten Jahr des neuen Pontifikats viele Gelegenheiten wahrgenommen, zu seinem Freund - bei Audienzen für die Polen - und über seinen Freund zu sprechen. Diese Predigten und Ansprachen liegen nun in deutscher Übersetzung vor und spiegeln den berechtigten Stolz der Polen wider, daß der erste nichtitalienische Papst nach einem halben Jahrtausend aus ihrem Volk kam.

1957, als kurze Zeit hindurch die Zensur in Polen gelockert wurde, veröffentlichte der junge Ordinarius für Ethik an der katholischen Universität Lublin, in der katholischen Wochenzeitung „Tygodnik Pows- zechny“ seine „Fibel der Ethik“ in einer Reihe von Aufsätzen. Der Verlag Seewald in Stuttgart hat sich die Rechte für die deutsche Ausgabe gesichert und will sie nun der Reihe nach veröffentlichen.

„Der Papst, der aus der Poesie , kommt“, schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung und sprach damit eine weitere Facette in dem so vielfäl- . tigen Bild des Papstes an. Karl Dedi- cius hat seine Gedichte, die er über 20 Jahre verteilt, unter verschiedenen Pseudonyma in Zeitschriften veröffentlicht hat, ins Deutsche übertragen.

JOHANNES PAUL II., PAPST FÜR DAS JAHR 2000. Von Ludwig Kaufmann. Herder Verlag, Freiburg, Wien, 125 Seiten Bilder und Texte, öS 232,40.

JOHANNES PAUL II. Von A.Bu- jak IM. Malinski, Verlag Styria, Graz, Wien, 167 S., 146 Abbildungen, öS 298,—.

DER PRIMAS VON POLEN ÜBER DEN PAPST AUS KRAKAU. Von Stefan Kardinal Wyszynski. Verlag F. Pusert, Salzburg, 126 S., öS 139,—.

ERZIEHUNG ZUR LIEBE. Mit einer ethischen Fibel. Von Karol Wojtyla/Johannes Paul II. Seewald-Verlag, Stuttgart, 179 S., öS 131,—.

DER GEDANKE IST EINE SELTSAME WEITE. Betrachtungen, Gedichte. Von Karol Wojtyla. Herder- Verlag Freiburg/Wien, 205 S., öS 193,40.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung