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Viele Wege fuhren nach Mariazell

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Jahrhunderte hindurch pilgerten Menschen, gleich welchen Alters, welchen Standes und welcher Nation, zu ihrem Gnadenort Mariazell. Sie kamen aus Wien und Niederösterreich, aus dem Burgenland, der Steiermark und — besonders zahlreich — aus dem benachbarten Ungarn.

So war es kein Zufall, daß auch der junge Erzherzog Johann im Jahre 1796, erst 14 J,ahre alt, mit Erzieher und Brüdern in neun Tagen nach Mariazell wanderte. In seinem Tagebuch, das uns im Original leider nicht erhalten ist, beschrieb er „unter Benützung der damals bekannten Schriften” mit der ihm eigenen Genauigkeit seine Eindrücke: „Während der Reise suchte ich mir alles, was die Gegenden, in die ich gelangte, betraf, zu verschaffen und zu benützen ... nach allen genauen Besichtigungen blieb mir wenig Zeit, um alles, wenn auch nur mit Schlagwörtern, aufzuzeichnen.”

Daß durch dieses Vorgehen von allem Anfange an der Blick auch auf volkskundliche Gegenstände gelenkt wurde, mögen einzelne Stellen aus seiner ersten Mariazeller Reise bezeugen. Dort schreibt er z. B.: „Am Abhänge des Riedenberges. Hier sind die Häuser schon mit Stroh gedeckt, auch viele halb mit Holz und halb mit Stein gebaut. Die Bauerntracht ist verschieden und hat ihren eigenen Geschmack; man glaubt sich in eine andere Welt versetzt...” Oder: „18. September, Abreise von Lilienfeld. Die Bauernhäuser sind hier meistens von Holz gebaut und die Landtracht nähert sich schon der steirischen ...”

Wenn Erzherzog Johann auch, begünstigt durch die damals noch wanderbaren Wege und Sträßlein, eine andere als die hier beschriebene Strecke wählte, so fügt es sich doch glücklich, daß der Wanderführer für die Mariazeller Wege gerade im Erzherzog-Johann-Jahr zu seinem 200. Geburtstag herauskommen kann.

Seit Erzherzog Johanns Zeiten sind viele der damaligen Wege zu verkehrsreichen Straßen geworden, ja, oftmals zieht sich der Asphalt bis zum letzten Bauernhof. Dennoch haben einige, besonders wenn sie übers Gebirge verlaufen, auch heute noch Namen und Bedeutung. So kann man auch auf den modernen Karten noch lesen: Mariazeller Weg, Mariazeller Steig, Zeller Weg oder auch nur Almweg und dgl.

Nun hätte man annehmen können, daß Straßenbau, Motorisierung und Wohlstand diesen Wegen jegliche Bedeutung genommen hätten. Doch dem war nicht so. Unzählige Menschen - nach Auskunft von P. Dr. V. Hochreiter, Superior in Mariazell, sind es Tausende im Jahr—wandern zu Fuß nach Mariazell. Sie sind sich dabei nicht im Wege, denn sie kommen aus allen Himmelsrichtungen. Und gerade das erforderte, verglichen mit anderen Weitwanderwegen, einen Führer von besonderer Art, denn strahlenförmig führen die hier aufgezeichneten Wege zu einem einzigen Ziel: nach Mariazell.

Freilich mag es Wanderer und besonders Wallfahrer geben, die ihren Weg nach Mariazell in diesem Führer vergeblich suchen. Könnte man doch in Abwandlung eines bekannten Wortes sagen: „Alle Wege führen nach Mariazell”, denn von wo immer Menschen sich nach Mariazell aufmachen, werden sie von ihrem Wohnort aus den günstigsten Weg wählen.

Aus dem Buch „Mariazeller Wege 06” von Franz Gasparics und Carl Hermann, das in der Serie „österreichische Weitwanderwege im Juli im Verlag Styria, Graz, erscheint.

GRAZER MESSE -ORT DER LERENDIGEN WIRTSCHAFT von Komm.-Rat Dr. Ernst Höller, Präsident der Grazer Südost-Messe.

„Ich bin voll Hochachtung vor diesem Land. In der Steyermark leben Menschen, die mit Fleiß und Strebsamkeit ihrem Tagwerk nachgehen.” Dies schrieb der „steirische Prinz” Erzherzog Johann an seinen kaiserlichen Bruder in Wien

Zuversicht und der Mut zu neuen Unternehmungen haben den Menschenschlag, das Land und seine Wirtschaft immer geprägt. Ein kritischer Blick auf die Wirtschaft in der Steiermark lehrt uns aber, daß diese Eigenschaften die regionalen Probleme nicht aufwiegen können. Betriebsansiedlungen, wie die in der letzten Zeit von Zanussi beabsichtigten, zeigen, daß die Steiermark genug Potential für Industriebetriebe besitzt. Die Frage ist, in welcher Struktur. Historisch gesehen überwiegen in der Steiermark - wie auch In Österreich - die Mittelbetriebe. Sie zu stärken sollte vordringlichstes Ziel der Politik sein. Dabei muß auch bedacht werden, daß die Steiermark an zweiter Stelle - also ganz an der Spitze - der Arbeitslosenstatistik in Österreich steht. Man sollte hier die Frage stellen, ob die Förderung der Regionalwirtschaft nicht dringlicher sei als der Bau gigantisch teurer Prestigeobjekte, wie es das Konferenzzentrum in Wien ist. Im Vordergrund sollte doch die Schaffung langfristiger Arbeitsplätze stehen, an Orten, die nicht allzuweit vom Wohnsitz der Arbeitnehmer entfernt sind. Das gilt für die anderen Bundesländer genauso wie in der Steiermark.

Doch mit Zuversicht steht die Grazer Messe als mitbestimmender ”Faktor im Wirtschaftsleben der Steiermark. Diese Messe gibt in ihrer Struktur, ausgerichtet auf den Mittelstand, unzähligen Betrieben die Möglichkeit, ihre Waren vor einigen 100.000 Besuchern zu präsentieren, sich direkt mit der Konkurrenz zu messen, den eigenen Standort zu bestimmen und somit zur Weiterentwicklung beizutragen.

Die Messe ist für einen Raum, der weit über die Steiermark hinausgeht, der nach Ungarn, nach Jugoslawien, nach Italien, nach Deutschland ausstrahlt, ein Platz der Wirtschaftsförderung. Das ist! einerseits in den Statuten verankert und das wird auch sehr eindringlich gehandhabt. Die Kontakte, die auf jeder Messe bei Besuchen von Wirtschaftsdelegationen aus den Nachbarländern geknüpft werden, führen zu einem Zusammenrücken der Nachbarn. Ein Ausdruck der gegenseitigen Wirtschaftsbelebung ist z. B. das Messeabkommen zwischen der Steiermark und den Republiken Slowenien, Kroatien, Bosnien und Serbien, das im heurigen Jahr den steirischen Betrieben Exportmöglichkeiten für rund 200 Millionen Schilling schafft. Auch mit Deutschland und Italien wurden die Wirtschaftsbeziehungen über die Messe intensiviert. Besonders wichtig erscheint auch die Pflege politischer Kontakte, die durch die Einladung wichtiger Persönlichkeiten aus den Regionalregierungen und den Kammern realisiert wird.

Die Qrazer Messe wird - wie man sieht - als das „Tor zum Südosten” anerkannt und, was noch weit schwerer wiegt, gerne als solches genutzt, zum Wohl der Aussteller und zum Wohl der Wirtschaft unseres Landes.

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