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Vitalstes Sterben

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Der Lieblingsgruß „Bis bald" des Denkmalpflegers Lorenz Hatt wird in dem gleichnamigen Roman von Markus Werner doppelbödig und Omen. Gern und lebhaft erzählt er vom Sterben, mit sachtem Galgenhumor.

„Mir wurde schwindlich", beginnt der Roman, eine Herzattacke, die den Mitt vierziger auf seiner Urlaubsreise in Karthago überfällt. Er kehrt heim, wird notdürftig kuriert, ist zeitweise arbeitsfähig, aber der zweite Infarkt folgt, es bleibt nur die Möglichkeit: Einpflanzung eines fremden Herzens. Das aber heißt: warten auf den passenden Spender. Die lange Wartezeit und der Rückblick sind Inhalt des mit schmerzlicher Ironie vorgetragenen Berichts. Der zweideutige Titel gilt eigentlich für jeden. Die Liste der Herz-Anwärter ist lang. Nikotin, Alkohol und alle Anstrengungen bleiben untersagt, - bis sich der Patient, Wartens- und leidensmüde, fragt: Wozu? „Dann habe ich geraucht, ich bin gelöst gewesen", und er beauftragt den Arzt, „mich zu streichen".

Der Titel, nicht simpel wiederholt, versteht sich von selbst, und das fast ohne Melancholie.

BIS BALD. Von Markus Wemer. Residenz Verlag, Salzburg/Wien 1992. 224 Seiten, öS 278,-.

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