6988963-1986_38_01.jpg
Digital In Arbeit

Vize sprengt die Koalition

Werbung
Werbung
Werbung

Das jähe Ende der Legislaturperiode und der rotblauen Regierungspartnerschaft war programmiert. Und es hat erst gar nicht einer raschen Entscheidung von Bundeskanzler Franz Vranitzky bedurft. Die Bombe hat Vir zekanzler Norbert Steger gelegt.

Die FURCHE verfügt über vertrauenswürdige Informationen, daß Norbert Steger den Bundeskanzler im unmittelbaren Gefolge der Innsbrucker Ereignisse wissen ließ, der FPÖ-Klub im Parlament, mehrheitlich ihm (Steger) verbunden, wäre unter den neuen FPÖ-internen Vorzeichen nicht bereit, den Fortbestand der Koalition mitzutragen. Punktum.

Daher konnte Steger schon vor dem Wahlgang in Innsbruck trotzig-entschlossen mit dem Ende der Koalition und vorverlegten Neuwahlen am 23. November im Falle seiner Abwahl drohen. Und damit bekommt auch jenes Steger-Wort Sinn, daß er Jörg Haider, der sich zum Koalitionspakt bis zum April 1987 bekannte, „mit ins Grab nehme“.

Stegers Rache an Haider: Für die Öffentlichkeit und für die FPÖ-Mannen entsteht der Eindruck, eine von Jörg Haider repräsentierte Freiheitliche Partei sei für die SPÖ kein Partner mehr. Festigt sich erst recht das Bewußtsein, die SPÖ hätte jetzt der FPÖ ohne Steger den Sessel vor die Tür gestellt. Womit sich der bisherige Vizekanzler und Handelsminister nochmals in seiner Bedeutung sonnen kann.

Stimmen diese Informationen, und die FURCHE hat keine Ursache, der Quelle zu mißtrauen, dann verdankt das Land das Ende der rotblauen Koalition dieser blauen Intrige. Ob unter diesen Umständen jetzt aber noch jemand, der die Koalition durchaus goutiert hat, dem „bedeutenden liberalen Element“ Norbert Steger eine Träne nachweint?

Andererseits erscheint dann auch die Entscheidungsfreudigkeit der SPÖ und des von ihr gestellten Regierungschefs in einem völlig neuen Licht. Weil der koali-tionäre Stolperstein eigentlich Steger und nicht Haider hieße. Weil erzwungen wurde, was freiwillig scheinen sollte.

Ein derartiger Ablauf des Intrigenspiels könnte auch erklären, warum es erst gar nicht zu einem ernstzunehmenden Gespräch zwischen dem neuen FPÖ-Obmann und Bundeskanzler Vranitzky gekommen ist: Steger ist seinem Widersacher zuvorgekommen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung