Vielleicht bin schon etwas alt, ziemlich sicher sogar. Zumindest behauptet das die jüngere Generation in meiner Familie. Trotzdem glaube ich von mir, dass ich sehr flexibel bin und offen für Neues; andere Sitten und Gebräuche. So bewundere ich die Initiatorinnen von „Fridays for Future“ – und bin letztens nach einer anstrengenden Weiterbildungswoche tapfer und ohne Murren im Stau gestanden. Eher beschämt als verärgert.
Aber eines geht gar nicht. Die Kombination von „Black Friday“ und Adventbeginn. Da komme ich gedanklich und emotional nicht mehr mit. Durch die Geschäfte hetzen und sich sogar anstellen für Waren, die an diesem Tag angeblich so billig wie nie mehr sind; Menschenmassen, die sich durch die Innenstädte und Einkaufszentren wälzen. Wer wirklich gewinnt an diesem Tag, liegt auf der Hand. Und daneben die ersten Gospelkonzerte und Adventlesungen. Adventkranz neben Billigware.
Letzten Freitag dann der Supergau. In der Innenstadt „Friday for Future“, daneben der Wirbel um „Black Friday“; hoffentlich mehr Menschen für die Zukunft unterwegs als für den Handel. Glühweintrinken mit Kolleginnen. Eher so ein Mittelding zwischen Konsum und Besinnung. Dann noch Kino: „Der Taucher“, ein Film über häusliche Gewalt. Beklemmende Bilder, die zeigen, dass Gewalt in allen Gesellschaftsschichten vorkommt – und oft weitergetragen wird in die nächste Generation. Mindestens. Übrigens: „16 Tage gegen Gewalt“ beginnen jährlich am 25. November – und überdauern den „Black Friday“ bei Weitem. Weil Gewalt allgegenwärtig und für die Betroffenen alltäglich ist: Schwarze (Frei-)Tage im wahrsten Sinn des Wortes.