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„Haben die Kerzen in der Kirche oder müssen wir die mitbringen?“ Fassungslos schaue ich meine Freundin an. Die Frage ist ernst gemeint. Es geht um ein Begräbnis. Und sie fragt, ob es in der Kirche Kerzen gebe. In der Katholischen Kirche. Priesterinnen – leider nein. Ehe für alle – auch nicht. Aber Kerzen? Während ich einen liturgischen Crashkurs starte, wird deutlich, in welcher Blase ich als einigermaßen aktive Katholikin lebe. Aufbau einer Messe, Unterschied zur Wortgottesfeier (so heißt das offiziell!) oder Ursprung von Festtagen: alles eher Insiderwissen.

Wir alle bewegen uns in Blasen; und sind davon überzeugt, genau in den richtigen Gruppen beheimatet zu sein. In den sozialen Medien ist das besonders virulent. Auf Twitter gibt es nur Gute, Böse und zur Not auch Jenseitige. Zwischentöne oder Schnittmengen: kaum.

Aber auch im sogenannten real life greift die Blasenbildung um sich. Und das geht oft so: In der Theorie erlebt man sich als vollkommen offen, diskussionsbereit und blasentechnisch autark. In der Praxis geht man auf wahlkabine.at (Empfehlung für alle Unentschlossenen!), beantwortet alle Fragen mit dem Ergebnis, dass man auch gleich als Spitzenkandidatin für die favorisierte Partei einspringen könnte, und ist sich deshalb völlig sicher, auf der richtigen Seite zu stehen. Wenig später kommt dann auf einer Geburtstagsfeier ein Gegenüber daher, das die eigenen Ansichten als absolut daneben begreift. Und plötzlich fehlen die Argumente, die den anderen noch erreichen könnten – einfach, weil man sie davor noch niemals brauchte.

Am Abend dann noch ein Mail von meiner Freundin. Ob man bei der Wortgottesfeier (sic!) auch singen dürfe? Zumindest ein kleines Insider-Bläschen ist geplatzt. Puff.

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