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„Nie im Leben werde ich bei diesem Halloween-Schmarren mitmachen, das passt doch gar nicht zu uns und ist nur Geschäftemacherei!“ So ungefähr habe ich geklungen. Bevor ich selbst Kinder bekommen habe und bevor ich in eine Siedlung mit lauter Familien gezogen bin. Nun bin ich beobachtbar, wie ich Massen von Süßigkeiten einkaufe und verteile, wie ich mich breitschlagen lasse, noch grauslichere Verkleidungs-Accessoires zu finanzieren – und wie ich mich selbst freue, weil die Verabredung der Kleinen zum gemeinsamen Beutezug auch ein Treffen der Großen ist, bei dem man ausgiebig Kürbissuppe mit Striezel kombiniert.

Am nächsten Tag dann das Kontrastprogramm: Allerheiligen. Kirchgang und Gräberbesuch am Nachmittag, verbunden mit einem neuen Striezel bei der Oma. Diesen Brauch braucht es auch. Unbedingt. Eine Freundin der Kinder war zudem beim mexikanischen „Allerheiligenfest“ dabei. Der humorvolle Umgang mit dem Tod und den Toten in dieser Kultur – zumindest rund um den 1. November – klingt wohltuend. Dagegen würde ich mich nicht einmal pro forma wehren.

Rituale und Bräuche braucht es offenbar. In jedem Erziehungsratgeber ist es nachzulesen – und auch in jedem Lebenshilfebuch für Erwachsene. Kirchen und Klöster wissen es schon seit Jahrhunderten. Schließlich geht es nicht nur um Tradition, sondern auch um Gruppenkohäsion.

Nur ein Ritual, ja ein regelrechter Fixpunkt meiner Kindheit, verschwindet mehr und mehr: der Weltspartag. Mit der Büchse zur Bank gehen und mit Geschenken heimkommen, die keiner so wirklich braucht: Das braucht’s nicht mehr. Ein Jammer.

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