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Nun bin ich also auch dabei. Kalender lügen nicht. Und die vielen Gratulierenden vermutlich auch nicht. „Jetzt hast du die Halbzeit erreicht“, sagen sie. Und je nach Stimmlage klingt das wie ein Trost oder wie eine Drohung.

Fünfzig wird als Lebensmitte gesehen, nach wie vor. Da hilft auch der Slogan „50 ist das neue 40“ nichts. Aber vielleicht hilft es, über die älteste Gemeinderätin Österreich zu lesen. 101 Jahre alt und politisch aktiv. Mit 65 hat sie zu studieren begonnen, seit dreißig Jahren ist sie bei einer Bürgerinitiative dabei. Die zweite Hälfte gut genutzt, kann ich da nur respektvoll sagen – und eindrucksvoll gezeigt, dass es vielleicht auch eine dritte Hälfte geben kann.

Im Gegensatz dazu mit den Kindern über ihren schon verstorbenen Opa geredet. Erinnern an den Vater, der nach jahrzehntelanger Schichtarbeit so froh war, mit 53 in Pension gehen zu können – und der nach der ersten Euphorie in tiefe Depression gefallen ist, weil er keinen Sinn mehr gefunden hat und mit seinem Leben sozusagen fertig war.
In der Arbeit zugleich die Kollegen, die hoffen, doch noch in den Genuss der aktuellen „Hacklerregelung“ zu fallen. Soll man sie beneiden oder bedauern? Bin mir nicht ganz sicher.

Wir werden in Zukunft sicher länger arbeiten müssen. Aber Pläne für die Pension hätte ich genug. Studieren, viel lesen – und vor allem Zeit haben. Ein seit Jahrzehnten fixiertes Vorhaben mit der Freundin, eine Kreuzfahrt, wurde allerdings verworfen: Der Treibstoffverbrauch eines Luxusdampfers geht sich mit dem Klimaschutz einfach nicht mehr aus. Wird wohl eher Weitwandern werden – wenn das Weltretten bis dahin schon ein wenig gelungen ist.

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