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Jedes Jahr das Gleiche. Noch gar nicht vom Sommer verabschiedet gehabt – und schon ist Herbst und Erntedank. Stand früher vorwiegend die Arbeit der Bauern im Mittelpunkt (die Bäuerinnen waren damals sicher mitgemeint), so darf es heute schon etwas politischer zugehen. Zumindest in „meiner“ Pfarre.

Da erzählt der 66-jährige Pfarrer, dass er wenige Tage zuvor erstmals in seinem Leben auf einer Demo war (seit Udo Jürgens wissen wir: „Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an“). Fridays For Future war ihm so wichtig, dass er seine Komfortzone verlassen hat und mit Tausenden Jugendlichen auf die Straße gegangen ist. „Hört auf die jungen Leute“, sagt der Pfarrer bei der Predigt. Erntedank einmal anders.

Am Abend dann Wahlergebnisse schauen bei Freunden, weil’s allein trotz aller Spannung zu langweilig ist. Und auch hier: Erntedank für so manche Partei; für andere eher Zahltag, weil nicht jede Saat aufgehen muss. Zum Glück. Und dann auch noch Erntedank daheim. Nach zwei Wochen Arbeit für den Broterwerb, wiederaufgenommenem Ehrenamt und Abendterminen für die Schulen – ja, ich bin trotz aller „Nein“-Übungen wieder Elternvertreterin geworden! – eine Wohnung ernten, die in Sachen Chaos ihresgleichen sucht. Beeindruckende Wäscheberge, die der Weiterverarbeitung harren. Und dafür ein Kühlschrank, der leerer nicht sein kann. Auch eine Ernte, irgendwie. Wenn auch ohne Dank.

Am Ende dankt auch noch das Fitnessstudio; und erntet meinen Mitgliedsbeitrag – ohne jede Gegenleistung. Aber ich werde wiederkommen und die versprochenen Früchte meiner Disziplin und Ausdauer in die Scheune fahren. Heuer vielleicht nicht mehr. Aber spätestens nächstes Jahr ist auch da Erntezeit.

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