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„Das, was Ihr Kind hat, heißt Sarkom.“ Das war er also, der Satz, der am 30. Dezember 2016 unser Leben verändern sollte. Natürlich hatte ich früher schon von solch schicksalhaften Wendungen gehört; doch diese haben ausschließlich „die Anderen“ betroffen, nie mich. Seit dem 30. Dezember 2016 weiß ich, wie es ist, wenn du deinen Alltag binnen weniger Stunden komplett neu organisieren musst. Da war ein Ehemann, da waren zwei kleine Töchter und da war mein Beruf als Sozialarbeiterin in der Straffälligenhilfe. Daneben ehrenamtliche Tätigkeit im Pfarrverband, als steirische Diözesanrätin und in der Schule der Kinder.

Mein Leben bis dahin war ein sehr erfülltes und auch gut befülltes, manchmal überfülltes. Dass dazu ab sofort die Krebserkrankung meiner damals sechsjährigen Tochter gehören würde, war für mich erst nach und nach vorstellbar. Auf diese Art der Fülle hätte ich gerne verzichtet, gegen viel Langeweile oder sonstwas eingetauscht. Sogar der berühmte „Staa am Schädl“ wäre mir lieber gewesen. Ich hatte aber keine Wahl, griff zum Telefon und teilte meiner Vorgesetzten mit, dass ich nicht am Montag, sondern vermutlich erst in sieben Monaten in die Arbeit kommen würde. Nach der Hospizkarenz. An diesem Montag hat auch ein Klient von mir vor der Grazer Justizanstalt Karlau gewartet. Nach 14 Jahren Haft und einem Jahr intensiver Betreuung wollte ich ihn abholen und in die Freiheit begleiten. „Sie können sich auf mich verlassen“, hatte ich ihm fest versprochen. „Außer mein Kind hat einen Tumor“, hätte ich ergänzen müssen. Aber wer sagt das schon dazu bei einer Terminvereinbarung. Hiob. Vielleicht.

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