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Vom Bergbau zum Mikrochip

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Kärnten gilt heute als ein wichtiges Fremdenverkehrsland. Nicht so bekannt ist seine Funktion als Industrie- und Transitland. Gemessen am Aufkommen des Brutto-Regionalproduktes sind aber die Industrie und das produzierende Gewerbe die bedeutendsten Wirtschaftssparten des Landes. Durch eine gezielte Industrieansiedlungspolitik, vor allem in den letzten 25 Jahren, ist es gelungen, in Kärnten den Schritt von der Grundstoff- zur Finalindustrie zu tun.

Verbunden damit hat man, wie in vielen Regionen Europas, vor allem in den Bereichen des Bergbaues sowie der Eisen- und Stahlerzeugung, schmerzliche Erfahrungen verkraften müssen. Die einst blühende Eisenindustrie Kärntens gibt es nicht mehr, sieht man von wenigen verarbeitenden Betrieben ab. Auch im Bergbau mußte Ende der sechziger Jahre die Kohlenförderung und Ende der siebziger Jahre die Eisengewinnung vollkommen eingestellt werden.

Die Unmöglichkeit, jungen, tüchtigen Kärntnern in ihrer Heimat einen Arbeitsplatz zu bieten, führte dazu, daß von 1951 bis 1961 30.000 Kärntner vorwiegend in die westlichen Bundesländer, in die ‘ Schweiz und iii die BRDäbWän-i derten. Diese negative Entwick lung und die damit verbundenen Probleme waren ausschlaggebend dafür, daß im Jahre 1960 die an der wirtschaftlichen Entwicklung Kärntens interessierten Kreise sich zu der „Gesellschaft zur Förderung der Entwicklungsgebiete Kärntens" zusammenschlössen.

Primäres Ziel der Gesellschaft war es, in- und ausländische Investoren an Betriebsgründungen in Kärnten zu interessieren. Angesichts der teilweise ausgezeichneten Konjunkturlage in ganz Westeuropa waren diese Bemühungen von Erfolg gekrönt. Bis heute konnten aufgrund der Aktivitäten aller Beteiligten in 78 ausländischen Betriebsneugründungen - mehr als 11.000 Dauerarbeitsplätze geschaffen werden.

Neben der Ansiedlung von neuen Betrieben gilt aber die Sorge dieser Gesellschaft ebenso den bereits bestehenden alteingesessenen Unternehmen. Diese mußten sich gerade in den letzten zwei Jahrzehnten vielfach von den herkömmlichen traditionellen Produkten trennen und auf neue Erzeugnisse umsteigen.

Hier konnte unter anderem in allen Finanzierungsfragen, bei der Beschaffung von Krediten, Zinsenzuschüssen und Bürgschaften ebenso echte Hilfestellung gegeben werden wie in den Verhandlungen mit den Gemeinden und dem Land oder anderen öffentlichen Stellen.

Das spezielle Wirken dieser Entwicklungsgesellschaft, die seit einigen Jahren den Namen „Gesellschaft zur Förderung der Kärntner Wirtschaft" trägt, liegt vielleicht darin, daß sie dem Investor eine umfassende und spezielle Beratung aus einer Hand anbietet, welche alle wichtigen Sachbereiche im Rahmen einer Betriebsneugründung umfaßt. • :

Kärnten hat nach wie vor Regionen abseits des Zentralraumes Klagenfurt—Villach—Spittal, die durch eine hohe Arbeitslosigkeit gekennzeichnet sind und wo Betriebsansiedlungen mehr denn je erwünscht sind. So galt in den letzten Jahren mit der Schließung des verstaatlichten Austria Draht Werkes in Ferlach dieser Raum als besonderes Krisengebiet.

Es galt, 350 freigesetzte Arbeitsplätze durch Neugründungen zu ersetzen. Dank der intensiven Bemühungen aller Förderungsstellen und in enger Zusammenarbeit mit der Gesellschaft ist es gelungen, die durch einen maroden Staatsbetrieb arbeitslos gewordenen Arbeitnehmer in angesiedelten Betrieben aus dem In- und Ausland zu beschäftigen. Aus heutiger Sicht kann die Ansied-lungspolitik im Raum Ferlach als Musterbeispiel einer gelungenen Strukturpolitik bezeichnet werden. Unwirtschaftliche Produktionen im Rohstoffbereich wurden durch hochtechnologisierte Produktionen im Finalbereich abgelöst.

Aus der Sicht des Landės scheint das Problem Ferlach weitgehend gelöst, sodaß sich die hinkünftigen Schwerpunkte der Förderungspolitik auf andere industriell schwach strukturierte Gebiete, wie beispielsweise das Lavanttal, konzentrieren werden. Die diesbezüglichen Bemühimgen werden allerdings angesichts der beabsichtigten höher dotierten Investitionszuschüsse und der angekündigten teniporären Steuerbefreiungen in der Obersteiermark immer schwieriger werden.

Auf diese Weise würden klare Wettbewerbsnachteile entstehen, die unser Bundesland empfindlich treffen könnten. Es bleibt nur zu hoffen, daß trotz der schwierigen Arbeitsmarktprobleme in der benachbarten Steiermark die wirtschaftliche Vernunft siegen wird. Die Erfahrung zeigt, daß hohe Förderungen allein keine Garantie für die Ansiedlung erstklassiger Betriebe darstellen.

Der Autor ist Geschäftsführer der „Gesellschaft zur Förderung der Kärntner Wirtschaft".

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