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Digital In Arbeit

Vom Laser zum Leser

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Druckmaschinen werden im -m er schneller und sind einfacher zu bedienen. Trotzdem hat sich seit Jahrhunderten an der Grundtechnik nichts geändert. Die wahre technologische Revolution findet nämlich im Druck-Vorstufenbereich, also Repro und Satz, statt.

Während noch vor einem Jahrzehnt die Herstellung eines Vier-farb-Lithos (die Trennung einer färbigen Bildvorlage in die drei Grundfarben Gelb, Blau und Rot sowie Schwarz zur Kontrasterhöhung) mit verschiedenen Filtern in einer Reprokamera Stunden dauerte und viel handwerkliches Können bedingte, genügt jetzt ein Knopfdruck auf einen sogenannten Scanner. EDV und Chip machten dies möglich. Nun tastet ein Lichtstrahl das auf einer schnell rotierenden Walze angebrachte Bild ab. Die Daten werden digitalisiert, im Computer berechnet und wieder durch einen Lichtstrahl, in die Grundfarben zerlegt, auf Filmmaterial belichtet. Während eine Reprokamera zur Farbtrennung in den siebziger Jahren maximal 250.000 Schilling kostete, muß ein Repro-studio heute für einen Scanner mehr als vier Millionen Schilling auf den Tisch blättern.

Mit der Anschaffung eines Scanners ergeben sich aber fast unbegrenzte Möglichkeiten zur Bildbearbeitung. Sind die Daten erst einmal digitalisiert und im Rechner erfaßt, können sie beliebig neu berechnet werden. Auf Knopfdruck verändern sich Hintergründe, werden Details wegretuschiert oder gar andere, ebenfalls digitalisierte, Bilder hinzugefügt. Der Fachbegriff dafür ist EBV (Elektronische Bildverarbeitung). Für solch eine komplexe Anlage sind aber schon mehr als

zehn Millionen Schilling hinzublättern.

In Österreich stehen in den verschiedensten Reprostudios derzeit rund 40 solcher EBV-Systeme. Die moderne Technologie schafft aber auch hier entsprechende Probleme. Durch die immens hohen Kapazitäten solch einer EBV-Anlage ist der Konkurrenzkampf enorm; Preisverfall ist die Folge. Für den Auftraggeber sind damit rosige Zeiten angebrochen. Noch nie waren Farbtrennungen so billig; gemeinsam mit der Möglichkeit vierfärbige Bilder auch kostengünstig zu drucken, hat sich der Charakter der täglich produzierten Broschüren, Zeitungen und Zeitschriften entsprechend geändert. Alle, die etwas auf sich halten, schwören auf Farbe in ihren Produkten.

Revolutioniert wurde im vergangenen Jahrzehnt auch die Herstellung des Satzes. Noch vor einigen Jahren saß der Setzer vor einem gewaltigen, metallenen Ungetüm. Für jeden Buchstaben fiel aus einem riesigen Magazin eine einzelne Form in einen Zeilenhalter. Diese Zeilenformen wurden einzeln ausgegossen und manuell zu Satz-Blökken gesammelt und schließlich wieder manuell zu.einer Seite zusammengestellt.

Mit der Entwicklung von „Fotosatzgeräten“ verschwand diese Technologie. Noch aber mußte jeder zu setzende Buchstabe einzeln durch eine Schablone auf lichtempfindli-

ches Papier fotografiert werden. Erst in den achtziger Jahren änderte sich auch diese Technologie: Heute setzt sich ein gesetzter Buchstabe aus Tausenden winzigen Punkten zusammen. Will ein Setzer nun ein „E“ setzen, berechnet der Computer nach Tastendruck das Aussehen dieses Buchstabens - je nach gewünschter Schriftart - und eine Laserkanone schießt pro Buchstabe Tausende von Lichtblitzen auf Fotopapier oder Film.

Die ungeheuren Kapazitäten moderner Computer haben es möglich gemacht, daß ganze Seiten gespeichert werden und auf eigenen Umbruchgeräten immer wieder neu zusammengestellt werden können. Paßt das Layout, wird die ganze Zeitungsseite auf einmal belichtet.

Unter den namhaften Zulieferern für das graphische Gewerbe begann Anfang der achtziger Jahre ein Wettlauf, wer als erster Text und Bild gemeinsam verarbeiten könnte. Bild- und Textverarbeitung waren zwei vollkommen getrennte Bereiche. Farbbilder Bilder mußten langwierig in gesetzte Seitenvorlagen einkopiert werden. Es war der Traum aller Zulieferer, von einem Arbeitsplatz aus mit einem System diese beiden Bereiche zusammenzuführen.

Gewonnen haben diesen Wettlauf aber nicht die graphischen Zulieferer. EDV-Systeme aus dem kommerziellen Bereich trugen den Siegeslorbeer davon. DTP (Desk Top

Publishing) heißt dieses Wunderwerk. DTP nahm seinen Anfang bei primitiven Textverarbeitungssystemen auf Basis eines Kleincomputers. Mit der Entwicklung von winzigen Chips mit extremen Speichermöglichkeiten bekamen Büro-Textverarbeitungssysteme immer mehr Kapazität.

Diese Kapazitäten nützten findige Software-Hersteller für die Entwicklung von Programmen, mit denen ungeschulte Sekretärinnen ordentlichen Satz herstellen konnten. Diese Texte in den verschiedensten Schriftarten wurden in Druk-ker eingespielt, die den einzelnen Buchstaben, ähnlich wie ein Satz-belichter, ebenfalls in einzelne Punkte zerlegte. Schließlich hielt

auch bei diesen Büro-Druckern der Laser Einzug. Das Ergebnis waren seitenweise Ausdrucke in verblüffender Qualität.

Die Rechnerkapazitäten in PC's entwickelten sich weiter. Firmenlogos konnten abgetastet und in den Text integriert werden. Der Schritt, auch Farbvorlagen zu integrieren, war nicht mehr weit. Mit einem Trick schafften dies die DTP-Hersteller. Statt eines millionenteuren Scanners verwendeten sie eine simple Videokamera. Die Videosignale werden im PC umgerechnet, und das Ergebnis sind ebenfalls farbgetrennte Vorlagen. Solch ein auf PC basierendes System ist heute inklusive Videokamera und Software schon um rund 100.000 Schilling erhältlich.

Die klassischen Repro- und Satzbetriebe bekamen ob dieser Entwicklung graue Haare. „Bringt uns DTP um?“ lautete die oft gestellte Frage. Nun, Reproleute und Setzer haben sich arrangiert. Zusätzlich zu den sündteuren „professionellen“ Systemen haben sich viele ein zweites Standbein auf DTP-Basis geschaffen. Noch genügen die DTP-Ergebnisse nicht den Ansprüchen der klassischen Drucker, aber viele Auftraggeber wählen mittlerweile diese bei weitem kostengünstigere DTP-Variante.

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