7209391-1992_25_04.jpg
Digital In Arbeit

Vom Vorreiter zum Bremser

Werbung
Werbung
Werbung

Die UNCED in Rio war eine Riesenkonferenz, die zweite Umweltkonferenz der UNO, ein weltweites Unternehmen zur Rettung unseres Planeten. Vor 20 Jahren hatte die erste Konferenz dieser Art in Stockholm stattgefunden. Generalsekretär beider Konferenzen war Maurice Strong, der die Bilanz seit Stockholm sehr nüchtern zog: „In den 20 Jahren ist zwar in vielen Bereichen ein Fortschritt erzielt worden, der Patient ist aber, allgemein gesprochen, hinfälliger geworden. Die globale Umweltsituation hat sich verschlechtert."

Es besteht wenig Hoffnung, daß die Konferenz von Rio hier einen Durchbruch geschafft hat. Besondere Kritik forderten die Amerikaner heraus: Sie ignorierten die Artenschufz-Konvention und sorgten dafür, daß die Klima-Konvention zu einem unverbindlichen Dokument wurde.

Dabei hatte gerade Amerika einst versucht, in der Umweltfrage eine neue Ära der Zusammenarbeit und der gegenseitigen Verpflichtung einzuleiten: Präsident Jimmy Carter war 1977 der Initiator einer großangelegten wissenschaftlichen Analyse, die 1980 unter dem Titel „Global 2000" veröffentlicht wurde. Auf mehr als 1.600 Seiten wurde in diesem „Bericht an den Präsidenten" so ziemlich alles geschildert, was auch in Rio zu den vordringlichen Themen gehörte.

Dennis L. Meadows hat vor 20 Jahren in seinem aufsehenerregenden Buch „Die Grenzen des Wachstums" zum ersten Mal auf die Folgen hingewiesen, die den Industriegesellschaften drohen, wenn es nicht zu einer „Revolution in den Köpfen" kommt. Er konstatiert jetzt zwar auch, daß sich die Situation verschlechtert hat, doch meint er, daß der Fortschritt im ökologischen Denken nun auch die Institutionen erfaßt habe, und das sei geradezu eine „revolutionäre Situation".

Im Detail zeigt sich dann freilich, daß die sogenannten ökonomischen Gesetzmäßigkeiten sogar eine Evolution erschweren: Es ist zum Beispiel auch in Rio nicht gelungen, die beteiligten Staaten auf eine verbindliche Verminderung des CO,-Ausstoßes zu verpflichten. Und wer vorpreschen möchte, setzt sich der Gefahr aus, international nicht mehr wettbewerbsfähig zu sein - etwa durch Einführung einer C02-Steuer.

Auch hier war mit den Amerikanern nicht zu reden. Dennis L. Meadows meinte dazu in einem „Zeit"-Interview: „Bush ist wirklich ein hoffnungsloser Fall. Er schert sich nicht im geringsten darum, was aus den Vereinigten Staaten oder der Welt nach den Wahlen im November wird."

Meadows hofft auf die „wirklichen Politiker", die immer auf Krisen reagieren. Aber was nützt es, wenn die „wirklichen Politiker" zu wenig Macht haben?

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung